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Frauen technisch k.o.

Hamburger FrauenTechnikZentrum im Insolvenzverfahren. Ungewisse Zukunft für bundesweites Modellprojekt  ■ Von Sandra Wilsdorf

Neue Medien sind wichtig, sagen Politiker. Jobs für Frauen sind wichtig, auch nach Babypausen und für Alleinerziehende, sagen Politiker. Und dass Frauen von Neuen Medien etwas verstehen, damit der Arbeitsmarkt sie nicht ausschließt, ist total wichtig, sagen Politiker.

Leider ist die arbeitsmarktpolitische Wirklichkeit eine andere. Die konfrontierte 148 Frauen, die im FrauenTechnikZentrum eine Umschulung oder Weiterbildung absolvieren, mit der Tatsache, dass der Vereinsvorstand jetzt das Insolvenzverfahren beantragt hat. „Wir sind alle in heller Aufregung“, sagt Yvonne Warnt, die eine Weiterbildung zur Internetmanagerin macht. Eine Klasse von Informatikkauffrauen steht nach drei Jahren Ausbildung kurz vor der Abschlussprüfung.

Aber auch die anderen Frauen lassen sich nicht so einfach auf andere Weiterbildungsträger umverteilen, denn die meisten sind aus guten Grund beim FTZ. Viele haben Kinder, viele erziehen sie allein und brauchen deshalb die flexiblen Anfangszeiten und Übungsstunden am frühen Morgen und späten Nachmittag und vor allem die Teilzeitmaßnahmen.

Im virtuellen Gästebuch des FTZ äußern Frauen ihr Entsetzen. Teilnehmerin Susanne Bach macht sich mit einem „Hilfeschrei“ Luft und schreibt: „Für viele der zur Zeit 148 Umschülerinnen würde die Schließung des FTZ einen Rückgang in die Arbeitslosigkeit, wenn nicht sogar den Gang zum Sozialamt bedeuten.“

Das FrauenTechnikZentrum im Nagelsweg in der City Süd besteht seit 1985, wurde 1987 bundesweites Modellprojekt und legt Wert darauf, Frauen qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen. Deshalb betreuen die 17 Festangestellten und 20 Honorarkräfte intensiv und in kleinen Gruppen. Finanziert wird das FTZ von Arbeitsamt, Amt für Weiterbildung, Sozialbehörde, Europäischem Sozialfonds und dem Senatsamt für die Gleichstellung. Den Behörden sei aber „absolut kein Vorwurf zu machen“, sagt FTZ-Leiterin Ulrike Wilkens.

Schon im vergangenen Jahr gab es Probleme, die nur mit 150 unbezahlten Überstunden gelöst werden konnten. Nun kämen noch kurzfris-tige Finanzierungslücken hinzu. Für Projekte, die zugesagt sind, für die das Geld aber noch irgendwo in der Bürokratie hängt. „Außerdem gibt es strukturelle Probleme.“ Das FTZ bräuchte beispielsweise mehr Geld für Investitionen in Computer. Auch das Akquirieren von Praktika in der IT-Branche koste viel Zeit, „dafür bräuchten wir eigentlich eine zusätzliche Stelle, aber die bezahlt uns niemand“.

Vorerst können Lehrende wie Lernende aufatmen: Gestern war der Insolvenzverwalter zu Besuch und hat das FTZ für sanierungsfähig erklärt. Nun ist drei Monate Zeit, Sparmöglichkeiten zu ersinnen und umzusetzen. Vielleicht müssen die Klassen größer, die Räumlichkeiten anders und die Betreuung weniger intensiv werden. Jedenfalls: „Das Projekt geht weiter“, sagt Ulrike Wilkens.

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