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Frauen können nicht mit Geld umgehen Von Ralf Sotscheck

Während die irischen Frauenorganisationen unterwegs nach Peking sind, kümmern sich die Männer daheim um die finanziellen Angelegenheiten der Frauen. Darin sind sie ja geübt: Bis vor kurzem konnte ein arbeitsloser Mann auch im Namen seiner Frau Sozialleistungen kassieren, selbst wenn diese einen hochbezahlten Job hatte.

Umgekehrt funktionierte das freilich nicht. Die Behörden waren der Meinung, daß es einem Mann nicht zuzumuten sei, vom Geld seiner Frau zu leben. Davon ließen sie sich auch nicht durch eine EG-Direktive aus dem Jahr 1984 abbringen. Erst 1986 begann man in Irland, die Sozialleistungen für Frauen und Männer schrittweise anzupassen. Seit 1992 werden – jedenfalls in diesem Bereich – keine Unterschiede mehr gemacht.

Weil die irische Regierung die EG-Direktive zwei Jahre lang ignoriert hatte, reichten 1.800 Frauen mit Hilfe des irischen Rechtshilfezentrums im vergangenen Jahr Klage ein. Eine halbe Stunde vor dem Prozeß bot das Ministerium für Soziales einen Vergleich an – und schuf damit einen Präzedenzfall für rund 70.000 Frauen. Die Behörden müssen wegen der aufgelaufenen Zinsen nun ein Vielfaches dessen berappen, was es sie ursprünglich gekostet hätte.

Insgesamt rechnet man mit 260 Millionen Pfund, umgerechnet etwa 520 Millionen Mark. Bei solchen Summen – noch dazu in verschwenderischen Frauenhänden – werden Anwälte von Natur aus unruhig und suchen umgehend nach Möglichkeiten, sich einen Anteil abzuzweigen.

Proinsias De Rossa, Vorsitzender der kleinen Democratic Left und ehemaliger IRA-Mann, geißelte im letzten Jahr die Anwälte, die den Frauen das lange vorenthaltene Geld gleich wieder aus der Tasche ziehen wollten – zumal das Sozialministerium die Kohle freiwillig und ohne Rechtsbeistand herausrückte.

Inzwischen ist die Democratic Left jedoch in der Regierungskoalition und De Rossa Sozialminister. Flugs legte er den Frauen seinen Parteifreund, den Abgeordneten Pat McCartan, als Rechtsanwalt ans Herz. Der würde sich, so versprach De Rossa, kostenlos für die Frauen einsetzen. Der Einfachheit halber verteilte der Minister gleich einen Vordruck zum Unterschreiben.

Es stellte sich aber heraus, daß der Anwalt keineswegs gewillt war, De Rossas Versprechen einzulösen. „Ich fühle mich nicht daran gebunden“, tönte er jetzt. Die Schecks des Sozialministeriums behielt er so lange als Pfand, bis die Frauen das Honorar zahlten. Wer ihm mit einer Beschwerde bei der Anwaltsvereinigung drohte, guckte in die Röhre. Dabei hatte ausgerechnet die Democratic Left darauf bestanden, in die Koalitionsvereinbarung aufzunehmen, daß die nachträglichen Sozialleistungen „direkt an die Frauen gezahlt“ werden müssen. Damit wollte man gerade verhindern, daß sich Leute wie McCartan Geld unter den Nagel reißen.

Die Anwälte, die um ihre Pfründe bangten, liefen Sturm gegen die Vereinbarung, und De Rossa zog den Schwanz ein: „Aufgrund juristischer Empfehlungen“ habe man bisher in 15.000 Fällen die Schecks nicht an die Frauen, sondern an deren Anwälte geschickt. Kam die „juristische Empfehlung“ vielleicht vom Parteifreund McCartan?

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