piwik no script img

Frauen in der Politik

■ Öffentliches Nachdenken in Potsdamer Frauenrunde

Potsdam. Wirkt frau besser im Kleinen, oder soll sie sich in die Gefahrenzone der politischen Institutionen stürzen? Ist die Arbeit in diesen Institutionen wirklich so mörderisch, oder haben viele Frauen nur Angst vor der Verantwortung? Am Vortag des Internationalen Frauentages fanden sich die Schriftstellerin Christa Wolf, die brandenburgische Arbeitsministerin Regine Hildebrandt und die Pastorin Annette Flade zu einem öffentlichen Nachdenken über »Das Verhältnis von Frauen zur Politik - zwischen Engagement und Distanz« im Potsdamer Club der Künstler und Architekten zusammen.

Flade und Wolf haben sich bewußt aus der Arbeit in politischen Institutionen zurückgezogen. Flade, die im Herbst 89 zum Vorstand des Neuen Forums gehörte, trauert den basisdemokratischen Versuchen dieser Zeit hinterher. Heute, sagt sie etwas nebulös, mute sie es sich zu, so etwas mit Frauen einzuüben. »Wer immer alleine Entscheidungen trifft, hebt irgendwann ab«, kritisiert sie das herkömmliche Politikmodell.

Was die Arbeit in Institutionen angeht, hat auch Christa Wolf resigniert. Die politischen Strukturen seien in einer Männergesellschaft entstanden. »Ich würde mich weigern, auf diese Männerstrukturen zugerichtet zu werden. Wie soll man das als Mensch überleben?«

Eine Frage, die Hildebrandt auch nicht direkt beantworten konnte. Immerhin saß sie da als lebender Beweis, daß es möglich ist. Warten — und sei es auf einen neuen Herbst 89 — enspricht nicht ihrem Temperament. »Ich verhandele gerade im Landtag über 400 Millionen Mark für Kindergärten. Aber ich verhandele nur, weil ich da sitze«, sagt sie. Welchen Zweck solle es haben, vergangenen Idealen nachzutrauern, wenn so viel Arbeit anliegt? Zuwenig Leute seien von dem Glauben beseelt, etwas erreichen zu können. Aber in einer parlamentarischen Demokratie sei das schlicht eine Frage der Mehrheiten. »Sicher, wir können auf einen neuen Herbst hinarbeiten, nur, inzwischen treffen die da oben die Entscheidungen«, sagt sie und entschwindet zur nächsten Konferenz. ana

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen