: Frauen in Uniform
■ Zypern braucht SoldatInnen für neue Waffensysteme
Personalmangel bei der zypriotischen Nationalgarde könnte auf der geteilten Mittelmeerinsel schon im nächsten Jahr zur allgemeinen Wehrpflicht auch für Frauen führen. Nach den Worten von Verteidigungsminister Andreas Alonevtis ist diese Maßnahme wegen „einer verstärkten Verteidigung und der Anschaffung neuer Waffensysteme unumgänglich.“
Nach den Vorstellungen von Aloneftis sollen ab September 1991 jährlich etwa 5.000 Zypriotinnen, die das 18. Lebenjahr vollendet haben, einen 14monatigen Präsenzdienst unter Anleitung von Rekrutinnen ableisten. Ihr Einsatz bliebe dabei nicht nur auf Bürotätigkeiten beschränkt, sondern die Soldatinnen erhielten auch eine gleichgeartete Ausbildung an den Waffen wie ihre männlichen Kollegen. Den 30.000 Mann der zypriotischen Nationalgarde steht im türkisch besetzten Teil der Insel ein Heer von 80.000 Soldaten gegenüber.
Dem plötzlichen Vorstoß von Alonevtis, unter dem Vorwand einer effizienten Verteidigung die Frauen der Insel zu Soldatinnen zu machen, begegnete die Mehrzahl der Parteien mit einer skeptischen bis ablehnenden Haltung. Nach Meinung des „Gesamtzypriotischen Verbandes der Frauenorganisation“ würde die allgemeine Wehrpflicht zu „neuen Hindernissen in der Berufsausbildung der Mädchen führen“ und den jetzt schon herrschenden Mangel an Arbeitskräften in der Wirtschaft weiter verschärfen. Die linke Parlamentspartei AKEL führt neben der ablehnenden Haltung der Bevölkerung in erster Linie politische Gründe gegen einen Frauenwehrdienst ins Treffen: sie vertritt die Ansicht, daß damit ein psychologisches Klima zu einer kriegerischen Lösung des Zypernproblems geschaffen wird.
Sollte der Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Alonevtis aber tatsächlich vom Parlament abgesegnet werden, erwartet man für 1991 in jedem Fall einen Heiratsboom auf Zypern: Ehefrauen sind nämlich vom Militärdienst befreit. Robert Stadler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen