: Frauen-Arbeitskampf
■ Wilster: Arbeitsniederlegung und Kundgebung gegen drohende Supro-Stillegung Von Kai von Appen
Der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Wilster im Kreis Steinburg steht ein bewegter Frauentag bevor: Die 150 MitarbeiterInnen des Montblanc-Ablegers Supro werden ab 10 Uhr in den Warnstreik treten und dann zum wilsterschen Rathaus ziehen. Hintergrund: Die Konzernmutter plant, den Betrieb 1996 stillzulegen.
Es ist kein Zufall, daß die IG Metall den Internationalen Frauentag als Termin für die Protestaktion ausgesucht hat. In dem kleinen Werk arbeiten nämlich über 120 Frauen (70 Prozent). Sie wären von dem geplanten Montblanc-Kahlschlag besonders hart betroffen. IG Metall-Sekretär Uwe Zabel: „Gerade für die Frauen gibt es keine Alternative. Fast alle haben Familien, viele haben Kinder. Sie können es sich nicht leisten, einen der angebotenen Ersatzarbeitsplätze bei Montblanc in Hamburg anzunehmen.“ Zudem würde es laut IG Metall Hamburg bestenfalls 50 Frauen-Arbeitsplätze in der Hansestadt geben.
Die zuständige Elmshorner IG Metall befürchtet, daß die internationale Konzernmutter „Vendom Luxury Group“ das wilstersche Werk besonders kostengünstig schließen möchte, um dann die Kugelschreiber-Produktion nach Hamburg oder an den französischen Standort Francoville zu verlagern.
IG Metall und Betriebsrat haben Surpro- und Montblanc-Bosse aufgefordert, endlich „wirtschaftliche Informationen“ herauszurücken. Betriebsratsvorsitzender Thomas Duffner: „Wir fordern die Offenlegung der Geschäftsbücher, um sie durch einen betriebswirtschaftlichen Sachverständigen unserer Wahl prüfen zu lassen und ein Alternativkonzept zur Schließung von Supro in Wilster erarbeiten zu können.“
Die Supro-Frauen stoßen mit ihrem heutigen Protest auf breite Resonanz. Gewerkschaften, Frauengruppen, Parteien (SPD, Grüne) Stadtverwaltung und die Kirche haben ihre Unterstützung zugesagt. Denn wenn von insgesamt 1300 Arbeitsplätze in dem kleinen Steinburger Städtchen 150 vernichtet werden, würde die Arbeitslosenquote auf über zehn Prozent anschnellen. Der DGB-Kreisvorsitzende Erwin Sommer: „Wer kämpft kann verlieren, aber wer gar nicht kämpft, hat schon verloren.“ Und die Supro-Frauen sind der Meinung: „Wir werden kämpfen!“
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