■ Julia Roberts, Stephen Frears etc.: Frau mit riesigem Mund
Ein Problem bei diesen Riesenkonferenzen ist, daß man, angesichts von Stars, nicht nur mit der Erhabenheitserfahrung zu kämpfen hat, man hat es auch mit den Kollegen zu tun, die genau hören, was man alles Dümmliches fragt und es womöglich am nächsten Tag in ihre Zeitungen schreiben. Da muß es nicht verwundern, wenn Menschen, die man eben noch als klug, umsichtig, kreditwürdig gepriesen hätte, zu babbelnden Schulburschen herabschmelzen. „Frau Roberts, Sie sind eine schöne Frau!“ (Applaus) „Wie halten Sie das mit anderen Frauen aus? Mit anderen schönen Frauen, meine ich?“
Normalerweise gibt es auch bei den Stars eine Fallhöhe: der soeben noch smoothe, witzige Trickster macht auf dem Podium eine eher einfältig-höfliche Scientologenfigur. Nicht so Julia Roberts. Sah man sie schon in der Jekyll-and-Hyde-Verfilmung immer ängstlich vor sich hinplappern und Augen aufreißen, so war sie hier nicht sehr viel ergiebiger. Nur eins kann ich euch sagen: die Frau hat einen RIESIGEN Mund! Dentata! Dazu paßte, daß in der PK auch ein Fünkchen von der Aggression aufblitzte, die so jemand ausstrahlt. Auf die Frage nämlich, wie sie sich mit ihrer Schwester verstehe, die ja auch Schauspielerin sei, sagte sie: „We‘re terribly close.“
Das ist wirklich terrible, denn auch ihr Bruder ist im Geschäft, hat auf der Berlinale seinen Aidsfilm („It‘s my party“) vorgestellt, und geht nun offenbar herum und behauptet, Julia habe alles von ihm gelernt. Knister, knister! Herr Frears sagte wirklich nichts von Bedeutung, aber er war um Längen sympathischer als sein Film und vor allem als sein ewig zärtlich nuschelnder Hauptdarsteller Malkovitch, der glücklicherweise nicht zugegen war (und mir eh gestohlen bleiben kann). mn
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