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Französischer Journalist in Beirut entführt

■ Mit Waffengewalt vor seiner Wohnung im Westteil der Stadt ins Entführerauto gezwungen / Kollege konnte entkommen / Insgesamt 18 Ausländer im Libanon gekidnappt / Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit den derzeitigen heftigen Kämpfen im Golfkrieg

Beirut/Berlin (afp/taz) - In Westbeirut ist am Dienstag morgen erneut ein französischer Journalist entführt worden. Roger Auque, der seit drei Jahren für mehrere Rundfunksender und Zeitungen, darunter gelegentlich auch die taz, aus der libanesischen Hauptstadt berichtete, wurde von bewaffneten Männern in einem Auto verschleppt. Ein weiterer französischer Journalist, Paul Marchand, konnte entkommen. Seinem Bericht zufolge hatten sich beide auf der Rückfahrt vor dem Hotel Riveria befunden, in dem sich derzeit der Emissär des Erzbischofs von Canterbury, Terry Waite, aufhält, der in der Vergangenheit bereits zur Freilassung ausländischer Geiseln beigetragen hatte. Während Marchand in einem Taxi auf Roger Auque wartete, der einige Sachen aus seiner Wohnung im Stadtteil Raouche holen wollte, kam aus entgegengesetzter Richtung ein Auto auf sie zugefahren. Zwei junge bewaffnete Leute sprangen heraus. Mit einer Kalaschnikow im Anschlag forderte einer von ihnen Marchand in englischer Sprache auf, ihnen zu folgen, doch der Journalist konnte sich losreißen. Seinem Kollegen rief er zu, hinter dem verschlossenen Eingangsgitter seines Hauses zu bleiben. Der Angreifer drohte Marchand zu töten und gab einen Schuß in dessen Richtung ab. Daraufhin trat Auque ins Freie. Marchand selbst konnte entkommen: Er rettete sich über eine Mauer und hörte noch Schüsse. Der Taxifahrer schilderte anschließend, daß Auque mit Waffengewalt in den Wagen der Entführer gezwungen wurde. Auque war einer der wenigen ausländischen Journalisten, die in dem vornehmlich von Moslems bewohnten Westteil Beiruts verblieben. Leibwächter hatte er stets mit dem Argument abgelehnt: „Wenn man mich entführen will, so wird man das auch dann bewerkstelligen können.“ Einschließlich Auque werden derzeit 18 Ausländer im Libanon gefangengehalten oder sind verschollen - sechs Franzosen, sieben Amerikaner, zwei Briten, ein Südkoreaner, ein Ire und ein Italiener. Zuletzt war der französische Fernseh–Tontechniker Aurel Cornea an Weihnachten von der Gruppe „Organisation der revolutionären Justiz“ freigelassen worden. Die neuerliche Entführung eines Franzosen im Libanon könnte möglicherweise mit den derzeitigen heftigen Kämpfen im Golfkrieg zusammenhängen. Frankreich ist einer der Hauptwaffenlieferanten des Irak, während radikale libanesische Schiitengruppen, die für die Entführung von Ausländern verantwortlich gemacht werden, dem Iran nahestehen.

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