: Frankreich im Bombenknick
■ Anti-Atomtest-Demos in ganz Frankreich / Boykott wird spürbar
Paris/Brüssel (AFP/dpa) – Mehr als 20.000 Menschen haben in rund 50 französischen Städten gegen die Atomversuche protestiert. In Paris gingen mindestens 6.500 Menschen zur Demo, zu der 150 Organisationen aufgerufen hatten, darunter Greenpeace, die sozialistische, die kommunistische und die grüne Partei. Auch in Amsterdam versammelten sich 6.000 Menschen zu einer Kundgebung.
Am Freitag hat der französische Staatsrat den Greenpeace-Antrag auf einen Stopp der Tests abgewiesen. Das oberste Verwaltungsgericht erklärte sich für nicht zuständig. Die Wiederaufnahme der Atomversuche sei ein „Regierungsakt“, der sich der „Kontrolle der Richter“ entziehe.
Unterdessen hat EU-Umweltkommissarin Ritt Bjerregaard die Informationen, die Frankreich auf Verlangen der Kommission zu den Atomtests geliefert hat, als unzureichend bezeichnet. So fehlten Angaben über die raktioaktive Verseuchung von Wasser und Fischbeständen. Die EU-Experten hätten auf Moruroa keinen vollständigen Zugang zu den Anlagen erhalten, und Fangataufa hätten sie gar nicht betreten können.
Die französischen Behörden haben inzwischen den früheren Greenpeace-Chef David McTaggart freigelassen. Greenpeace hat die Militärbehörden beschuldigt, dem 62jährigen nach seiner Festnahmen am Dienstag 45 Stunden lang die Nahrung verweigert zu haben. Ebenfalls freigelassen wurden die japanische Greenpeace-Chefin Sanae Shida und der Niederländer Henk Haazen, die am Donnerstag mit zwei anderen Aktivisten mit einem Schlauchboot vor Fangataufa abgefangen worden waren.
Australien wird keine neuen Verträge über die Lieferung von Uran mit Frankreich schließen, bis die Pariser Regierung ein umfassendes Atomtestverbot unterzeichnet, erklärte der australische Ministerpräsident Paul Keating. Dies habe jedoch keine Auswirkung auf die laufenden Uranlieferungen.
Offenbar spürt die französische Wirtschaft inzwischen die Folgen der französischen Atomtests. Der Marketingdirektor der französischen Exportfördergesellschaft Sopexa, Charles Collard, meint, daß in Deutschland der Umsatz an Nahrungs- und Genußmitteln aus Frankreich im zweiten Halbjahr einen Einbruch von zehn bis 15 Prozent erleiden werde.
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