: Fragwürdige Rollenzuweisung
betr.: „Jazzkolumne. Produkt der amerikanischen Fabrik“, taz vom 22. 8. 06
Warum jammert das Feuilleton über die mangelnde „politische Kraft […] von schwarzen Jazzmusikern in den USA“? Fragt denn jemand nach der politischen Kraft von, sagen wir mal, hispanischen Popmusikern in den USA oder russischen E-Musikern in Deutschland oder weißen Volksmusikern in China; Sinatra, Madonna, Blümchen? Fehlanzeige. Daraus spricht ein erbärmlicher Kulturchauvinismus und -kolonialismus, der sich in einer höchst fragwürdigen Rollenzuweisung ergeht und kaum noch ein Wort über die Musik verliert. Warum hängt das Feuilleton sich überhaupt ständig am Politischen in der Kultur auf? Tradition seit 68, oder aus Resignation, weil man politische Kraft nicht mehr von Politikern erwarten kann die, auch wenn sie so heißen, nur noch Marionetten der Interessenträger sind? FRANCISCO HASSELBACH, Gießen