Forschungsreaktor Garching: Betrieb mit radioaktivem Bombenstoff
Der BUND Naturschutz in Bayern klagt für die Stilllegung des Forschungsreaktors Garching. Der soll nicht mehr mit atomwaffenfähigem Material arbeiten.
Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) will weiterhin die Stilllegung des Forschungsreaktors FRM II in Garching bei München erreichen, solange er nicht auf niedrigerer angereichertes Uran umgerüstet ist. Der Umweltverband legte Ende vergangener Woche eine Nichtzulassungsbeschwerde ein. Im Juni hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München eine Klage des BN auf Stilllegung abgewiesen und keine Revision zugelassen. Die aktuelle Klage hat zwar keine aufschiebende Wirkung, eröffnet aber im Erfolgsfall den Weg zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.
Die TU München betreibt den Reaktor seit 2004 mit hoch angereichertem atomwaffenfähigen Uran. Nach Ansicht der Umweltschützer geschieht das ohne Genehmigung, weil der Reaktor immer noch mit dem brisanten Brennstoff betrieben wird. Der VGH sieht in einer 2010 gesetzten Frist zur Úmrüstung auf niedriger angereichertes Uran dagegen eine nicht einhaltbare Auflage, weil zu diesem Zeitpunkt kein geeigneter Brennstoff verfügbar gewesen sei.
„Das Urteil ist falsch“, sagte Rechtsanwalt Ulrich Wollenteit, der den BN vertritt, der taz. Das vom Gericht unterstellte Verständnis, die Genehmigungsbehörde habe eine flexible Regelung gewollt, sei willkürlich. Das Urteil des VGH war auch von den Grünen im Bayerischen Landtag und den „Internationalen Ärzt:innen für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzt:innen in sozialer Verantwortung (IPPNW)“ scharf kritisiert worden.
Gegen den Einsatz der atomwaffenfähigen Brennstoffe hatte es von Beginn der Planungen des Reaktors in den 1980er Jahre internationale Proteste gegeben. Er verstößt gegen die Bemühung zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.
Anderes Material möglich
Die USA weigerten sich deshalb, das Uran zu liefern. Die TU besorgte es sich aus Russland. Dabei wäre es schon bei Inbetriebnahme des Reaktors 2004 möglich gewesen, einen niedriger angereicherten Uran-Silizid-Brennstoff zu verwenden, so Wolfgang Liebert, Professor für „Nukleare Sicherheit und Risiko“ an der Wiener Universität für Bodenkultur. Die Garchinger Forscher wollen aber frühestens 2032 weg vom Bombenstoff.
Derweil steht der Reaktor aus ganz anderen Gründen seit Jahren still. Zuletzt wurde 2022 ein Leck im Zentralkanal entdeckt, in dem sich der Reaktorkern befindet. Die Wiederinbetriebnahme verzögert sich immer weiter, weil es bei der Fertigung des neuen Kanals unerwartete Schwierigkeiten gibt. Ein Datum ist auf Nachfrage von der TU nicht zu erfahren.
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