■ Frauenprofessur am OSI gescheitert: Formale Argumente
Die jetzt erfolgte Ablehnung einer Frauenprofessur an der Freien Universität durch die Senatsverwaltung für Wissenschaft und die Hochschulleitung ist kein Einzelfall, sondern exemplarisch für die Ausrichtung der Wissenschaft in Krisenzeiten. Die Senatsvertreter und die Universitätsleitung haben am 28. Juni im FU-Kuratorium verhindert, daß am Fachbereich Politische Wissenschaft (OSI) die C3-Frauenprofessur „Theorie der Geschlechterverhältnisse“ eingerichtet wird. Beschlossen wurde dagegen die C4-Professur „Westeuropa“. Senat und Unileitung haben damit nicht nur die Forderung zahlreicher StudentInnen mißachtet, die monatelang für diese Stelle gekämpft haben, sondern sich auch über einstimmige Beschlüsse aller beteiligten Hochschulgremien hinweggesetzt: Fachbereichsrat, Entwicklungsplanungskommission und Akademischer Senat. Zu Lasten emanzipatorischer Wissenschaft soll das OSI offenbar stärker in Richtung Verwaltungswissenschaft und Politikberatung ausgerichtet werden, um sogenannte Hauptstadtfunktionen bedienen zu können.
Die Gremien des Fachbereichs Politische Wissenschaft hatten die – kostenneutrale! – Frauenprofessur für so wichtig befunden, daß sie seit zwei Jahren trotz drastischer Sparauflagen geschlossen deren Einrichtung beantragt haben. Das OSI hat sich dabei am internationalen Forschungsstand orientiert und deutlich gemacht, daß feministische Wissenschaft für eine zukunftsorientierte Politikwissenschaft unverzichtbar ist.
Das Präsidialamt konnte dem keine inhaltlichen Argumente entgegensetzen, sondern nur künftig zu erwartende Sparzwänge vorschieben. Die Professur wurde auf dem formalen Wege mit 12 zu 10 Stimmen zu Fall gebracht. U. S.
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