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Folien zu Blumentöpfen

■ Die BEB luden ExpertInnen zum Info-Markt der Müllsammler im BITZ

Neben Stapeln von Informationsbroschüren zierte eine Recycling-Box für Namensschilder den Eingang zum Info-Markt der Bremer Entsorgungsbetriebe. „Damit man weiß, mit wem man spricht.“ Daß sich das eventuell auch ohne Etiketten herausfinden ließe, schien nicht von Belang - so wie überhaupt die Frage der Müllvermeidung eine untergeordnete war.

Informieren wollte die BEB vielmehr über „die ständig komplizierter werdenden Entsorgungsprobleme“ und suchte zu diesem Zweck „den Dialog mit dem Fachpublikum“. Etwa 250 ExpertInnen waren gekommen, WissenschaftlerInnen, Beiräte, VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, mögliche MultiplikatorInnen. Das Styling der Veranstaltung entsprach modernstem Managment: An Tafeln waren solche Worte wie „problems, tools, application“ zu lesen, in vier parallel laufenden Arbeitsgruppen wurden kurze, informationsverdichtete Referate von doppelt so langen Diskussionsschleifen abgelöst, deren Ergebnisse wiederum auf recyclingtauglichen Papierwänden fixiert wurden. Neben den Schaubildern, die den nötigen informativen Hintergrund lieferten, boten diese Wände mit ihren Pfeilen und Zettelchen ein beeindruckendes Bild, gleichgültig gegenüber der Farblosigkeit, die solchen Themen wie Abwasserrückstau, Kanalbaustellen oder der codierten Tonne anhaften.

„Wo bleiben die Wertstoffe - Lohnt sich das Sammeln?“, fragte die Arbeitsgruppe, der sich die meisten BesucherInnen anschlossen. Hans Peter Schriefer, Abteilungsleiter der BEB, blieb kaum eine Antwort schuldig. Er sprach den BremerInnen für ihre Müllsammelwut “ein dickes Lob“ aus. Altglas habe man in –92 zu 64,7 % verwerten können, Papier zu 52%. Für die Kunststoffe könne wohl „niemand im Bundesgebiet exakte Zahlen nennen.“ Ob es daran liegt, daß die Kunststoffe, wie Schriefer selbst einräumt, „das Sorgenkind“ der Wiederverwertung darstellen?

Die Forschung steht nach wie vor an den Anfängen und der „Input“ bei der Kunsstoffsammlung ist mit über 5000 Stoffen zu heterogen, als daß sich hochwertige Stoffe als solche weiterverarbeiten ließen. Noch immer ist nicht möglich, aus einem Joghurtbecher den Joghurtbecher zu recyclen, er wird gemeinsam mit der Folie zum Blumenkübel zusammengepreßt. Aller Zweifel zum Trotz werde jedoch, so Schriefer, die auch die Entsorgung des Kunststoffmülls fachgerecht erledigt, nachdem sich die BEB vom einstigen Kooperationspartner, dem Verband gebrauchter Kunststoffe getrennt habe. „Der VGK zeichnete sich vornehmlich duch Inaktivität und Inkompetenz aus“, rügt Schriefer, doch dies habe seit der Zusammenarbeit mit der neugegründeten Deutschen Kunststoffrecycling GmbH als Vertreter diverser Abnehmer ein Ende. Im April werde die BEB eine Studie herausgeben, die die Wege des Bremer Kunststoffmülls genau nachzeichnet. In puncto Müllexport setzt Schriefer auf das Versprechen des DSD: „Bis 1997 werden diese Exporte in Länder wie Bulgarien oder China der Vergangenheit angehören.“ Lohnt sich der Glaube - wo bleiben die Nachweise? Dora Hartmann

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