: Folge des Zinssystems
betr.: „Eichels Neuverschuldung ist unrealistisch – und ungerecht. Zinsen statt Steuern“, Kommentar von Ulrike Herrmann, taz vom 22. 6. 04
Wohin soll das Kapital gehen, wenn es die in unserem derzeitigen Geldsystem unumgänglichen Zinsen erhalten möchte, die das Geld immer schon in den Wirtschaftskreislauf gezogen hat, sofern es etwas zu verdienen gab, wenn nicht zu dem, der in Not ist und zudem noch unbegrenzt Schulden machen kann? Der Staat ist dem Kapitalgeber in einer Zeit, in der es kaum noch lohnende Anlagen gibt, ein gern gesehener Schuldner.
Die inzwischen existierende Geldmenge, die sich bei einem Zinssatz von 7,2 % alle 10 Jahre verdoppelt (bei 3,6 % alle 20 Jahre etc.), muss schließlich von irgendwem abgenommen werden, damit unser Zinseszins-Geldsystem so weitergehen kann. Es ist also gar nicht verwunderlich, dass mittlerweile kaum noch Geld für den Konsum und den Lebensunterhalt für Arbeitslose und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Verfügung steht (mit allen negativen Folgeerscheinungen), denn das Geld wird immer da investiert, wo es sich durch die ihm eingebaute Zinseszins-Automatik von selbst vervielfachen kann, was dem Kapitaleigner ein ständig wachsendes arbeitsloses Einkommen beschert, das dieser nicht missen möchte.
Wenn also der Staatshaushalt „auf Pump“ finanziert wird (ja werden muss!), ist das die Folge unseres Zinssystems. Alternativen sind denkbar (Silvio Gesell), aber sind sie gewollt?
OTTO NIEDERHAUSEN, Gyhum-Nartum
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