■ MediaBazaar: „Focus“ kniff
Berlin/München (taz) – Nach der reißerischen Focus-Titelgeschichte zum „deutschen Tabuthema Ausländerkriminalität“ bat taz-Autor Franco Foraci Focus- Chefredakteur Helmut Markwort um ein Interview. Der sagte zu und ließ sich die Fragen nach München faxen. Foracis Katalog umfaßte zwölf Fragen, die auch das einjährige Jubiläum des rechten Burda- Magazins und seine Rolle im „Superwahljahr“ abhandeln sollten. Doch kaum war das Fax angekommen, blies Markwort das Interview ab.
So wird man also nicht aus der taz erfahren, warum Focus die sogenannte Ausländerkriminalität ausgerechnet „im ohnehin aufgeheizten Wahlkampfmarathon“ thematisiert. Foraci: „Sind Mölln und Solingen für Focus nicht mehr aktuell? Machen Sie die Opfer so nicht zu Aggressoren?“
Vermutlich hatte Markwort bei der taz-Absage schon ein Interview mit der Süddeutschen Zeitung hinter sich, das am Samstag erschien und den Focus-Chef ziemlich alt aussehen läßt. Hier ein Ausschnitt:
„SZ: Die Kriminalitäts-Titelgeschichte erscheint uns dennoch problematisch. In den letzten Absätzen steckt – verpackt in ein Hobbes-Zitat – die Aufforderung zur Selbstjustiz.
Markwort: Das würde ich heute vielleicht streichen, weil das so und so mißverstanden wird. Doch es ist keine Aufforderung zur Selbstjustiz, sondern eine Aufforderung an den Staat, jetzt zu handeln. Wir haben uns mit diesem Thema beschäftigt, weil ich glaube, daß es viel besser ist, über das Thema zu reden als darüber zu schweigen. Das schafft geradezu Rechtsextremismus. Wir haben bei den Zahlen strikt darauf geachtet, daß alles abgezogen wird, was polemisch ist. Ich habe noch keinen einzigen sachlichen Einwand dagegen gehört. Null! Wir kriegen sogar Briefe von Ausländern, die sagen, das sei fair.“
Übrigens: Das Hobbes-Zitat besagt, daß die Verpflichtung der Bürger gegenüber dem Staat nur so lange andauere, wie dieser imstande sei, sie zu schützen. Focus- Autor Michael Klonovsky: „Ist der Staat dazu nicht mehr in der Lage, so Hobbes, gilt ,das natürliche Recht der Menschen, sich selbst zu schützen‘.“kotte
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