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Fluchtwellen

Mit der Unabhängigkeitserklärung der jugoslawischen Republiken Kroatien und Slowenien am 25.Juni 1991 begann der Krieg in der Vielvölkerregion Jugoslawien. Zu „ethnischen Säuberungen“ kam es erstmals im August 1991 in der Region um das kroatische Knin. Dort riefen serbische Extremisten unter Milan Babić und Milan Martić die „Serbische Republik Krajina“ aus. Sofort gingen Polizei, Armee und Freischärler daran, die nichtserbische Bevölkerung zu vertreiben – die erste Fluchtwelle in diesem Krieg, die auch Deutschland erreichte. Rund 300.000 Kroaten mußten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, Hunderte wurden ermordet. Im Gegenzug verließen Zehntausende von Serben die von Kroaten gehaltenen Gebiete Kroatiens in Richtung Krajina und Serbien.

Die zweite Fluchtwelle. Nach dem Beginn des Krieges in Bosnien-Herzegowina am 5.April 1992 wurden die ethnischen Säuberungen vor allem von Serben mit aller Brutalität durchgesetzt. Die muslimisch-bosniakische Mehrheitsbevölkerung Ostbosniens wurde systematisch vertrieben, ihre Häuser vor allem in den ländlichen Gebieten zerstört. Die Muslime flohen in die Enklaven Srebrenica, Žepa oder Goražde, nach Sarajevo und ins Ausland. Von Nordostbosnien, von Brčko und Derventa, flohen Muslime und vor allem bosnische Kroaten nach Kroatien und von dort ins Ausland oder in die von bosnischen Truppen gehaltenen Gebiete Zentralbosniens.

Im Juni 1992 wurden ethnische Säuberungen auch in Westbosnien – so um die Städte Banja Luka und Prijedor – abgeschlossen. Auch wurden Tausende von Serben aus Mostar und dem Neretva-Tal vertrieben, ein Teil der Serben Zentralbosniens floh in serbisch kontrollierte Gebiete Bosnien-Herzegowinas.

Mehr als 1,5 Millionen Menschen verloren bis jetzt ihre Heimat, rund 700.000 flohen ins Ausland, die Mehrheit verbrachte den Krieg in Flüchtlingslagern im eigenen Land. Deutschland nahm bis 1993 rund 200.000 Flüchtlinge auf.

Der „Krieg im Kriege“, der Angriff der bosnisch-kroatischen Truppen auf die vor allem von Muslimen verteidigten Gebiete Zentralbosniens seit dem 17.April 1993, löste die dritte Welle ethnischer Säuberungen aus. Kroaten vertrieben Muslime in der Region Mostar, Stolac und Čapljina. Kroaten mußten Zentralbosnien – vor allem Bugojno, Konjic und Vareš – verlassen. Wieder kamen Flüchtlinge nach Deutschland.

Die vierte Fluchtwelle speiste sich seit Sommer 1993 aus den bosnischen Enklaven. Vor allem in Sarajevo und den Hungergebieten um Zenica und Tuzla versuchten Menschen mit Hilfe von Mitarbeitern internationaler Organisationen, „illegal“ ins Ausland zu gelangen.

Zur fünften Fluchtwelle kam es im Sommer 1995. Nach dem serbischen Angriff auf Srebrenica und Žepa flohen 45.000 Menschen, mindestens 7.000 wurden im Juli ermordet. Rund 300.000 Krajina-Serben verloren ihre Heimat, als die kroatische Armee im August anfing, diesen Teil Kroatiens zurückzuerobern. Im September, während der Offensive bosnischer und kroatischer Truppen in Bosnien-Herzegowina, flohen Zehntausende Serben Westbosniens in serbisch kontrollierte Gebiete.

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