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Fisch-Mission ins All

■ Mit einem Space-Shuttle starten 204 Zierfische zu Forschungszwecken Richtung All und unser heimischer Tierernährer Vitakraft spendiert das Trocken-Fischfutter dazu

Der Weltraum hat schon viele Tiere gesehen: Hunde, Affen, Katzen, Mäuse und Menschen. Morgen treten 204 Zierfische den Flug ins All an. Ein Space-Shuttle startet vom Kennedy Space Center in Florida in Richtung MIR. Dort soll angedockt und der amerikansiche Astronaut David Wolf abgeholt werden. Im Austausch gibt's einen neuen Amerikaner – Andy Thomas – für die Russen. Die Fische dienen bei diesem Treffen nicht als Gastgeschenk, sondern fliegen zwecks wissenschaftlicher Forschung nach neun Tagen zurück zur Erde.

Der Raketenantrieb stammt von der NASA, das Fischfutter kommt aus Bremen. Hergestellt hat es der heimische Tierernäherer Vitakraft. „Hochwertige Astronautenkost“bekommen die Fische (Typ Schwertträger) zu fressen, läßt Vitakraft verlauten. Nun können die Flockenfutter-Dosen bald die Aufschrift „weltraumgetestet“tragen.

Ein echter technologischer Durchbruch findet aber erst dann statt, wenn eines Tages das Fischfutter wegfallen kann. Denn getestet wird in den neun Flugtagen ein sich selbst erhaltender Lebenskreislauf. Die Fische leben während des Fluges zusammen mit Dirofilaria Glabrata – einer Schnecke – und Pflanzen in einem hochmodernen Aquarium. Im Wechselspiel liefern die Tiere das Kohlendioxid für die Pflanzen, die produzieren dafür Sauerstoff. Eine kleine autarke Welt, käme nicht noch Nahrung von Außen. Doch so weit ist die Forschung noch nicht.

Und wozu das Ganze? „So abstrus es klingt, auf Dauer sollen solche Aquarien in der Raumfahrt als Nahrungsmittelproduzent und als biologisches Klärwerk eingesetzt werden“, sagt dazu Frank Paris. Der Biologe an der Universität in Bochum ist für die Untersuchung der Hormonwertebei den Fischen zuständig. Neben der Ruhruniversität sind an dem Projekt der NASA noch zwei amerikanische Universitäten und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt.

Vier ausgewachsene Fische und 200 Jungtiere schwimmen, in verschiedenen Kammern getrennt, durch neun Liter Wasser. Um Streß zwischen den Geschlechtern zu vermeiden, sind die Erwachsenen Tiere nur weiblich. Die aber werden sich während des Fluges selbst schwängern, hofft Paris. „Die Weibchen der Schwertträger können über ein Jahr das Sperma speichern“, erzählt der Wissenschaftler. Im monatlichen Zyklus werfen sie dann 20 bis 30 Junge. Gut drei Wochen, etwa 23 Tage, dauert es dann bis zur Lebendgeburt der Jungfische. „Wir könnten also die frühe Embryonalentwicklung in der Schwerelosigkeit testen“, sagt Paris, der für diesen Teil des Projektes zuständig ist.

Ob das geschlossene System funktioniert oder nicht, steht noch in den Sternen. „Wenn die Brühe nachher stinkt, dann ist was schiefgelaufen“, sagt Paris ganz direkt. Während des Fluges weiß niemand, was in dem Aquarium, auch C.E.B.A.S.-Minimodul genannt, vorgeht. Eine Black Box. Die Wände des Behälters sind aus Metall und damit undurchsichtig: also keine Ablenkung und Entspannung für die Astronauten während des Fluges. Nur eine Videokamera beobachtet das Geschehen. Schwimmen die Fische bei Ankunft mit dem Bauch nach oben, könnten die Wissenschaftler später die Entwicklung auf dem Bildschirm nachverfolgen.

Oder sieht die Welt am Ende auf Video neun Tage lang glückliche Fische an Bord des Shuttles? Fische, die schwerelos kreuz und quer schwimmen, Schnecken die sich im All treiben lassen und Pflanzen, die in alle Richtungen wachsen. Um den Lebenswesen ein wenig Orientierung zu geben - das Gleichgewicht funktioniert ja nicht mehr - scheint Licht in einem Tag- und Nachtrythmus von oben in das Becken. „Es gibt auch eine Dämmerung“, bestätigt Ingo Engeln von der Bremer Firma OHB-System. Die hat das Super-Aquarium für den Space-Shuttle in der Hansestadt entwickelt.

Besonders auf die Konstruktion des Futterautomaten ist der Physiker stolz. Denn die fehlende Schwerkraft läßt den üblichen Automaten, mit einer Kammer für jeden Tag aus der das Futter fällt, nicht zu. Im Weltraum fällt nix. „Wir haben eine routierende Scheibe mit Löchern an die Seite das Aqariums angeflanscht“, erzählt Engeln. Liegen das Loch in der Scheibe und ein kleines Loch im Aquarium übereinander, kommen die Fische ans Futter ran. Eine Art Selbstbedienung also. „Aber die Fische sind ganz intelligent, die finden das“, meint Engeln. Na dann guten Flug!

susa

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