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Archiv-Artikel

kurzkritik: M. A. Numminen, Fabrik Finn-Tango fällt aus

„Gutän Abänd, meine Härrschafften!“ In extrabreitem Deutsch kündigte der finnische Entertainer Mauri Antero Numminen sieben Gedichte Heinrich Heines an, welche er „im Geiste des Romantikers“ bearbeitet habe. Numminen, sonst bekannt durch finnischen Tango und neorustikalen Bauern-Jatz, kennt sich aus mit deutschen Dichtern und Denkern – er hat deutsche Philosophie und Sprache studiert. Und so schreckte er im Fortgang des Abends auch nicht vor dem Philosophen Ludwig Wittgenstein zurück.

Die „Härrschaften“ Publikum (zirka 150, oft vollbärtig wie M.A.N. selbst) wirkten so gediegen wie die perückenhafte Frisur des Sängers und die Pomadentolle seines Pianisten Pedro Hietanen. Der Finnische Tango fiel zwar aus, dafür wurde Wittgensteins „Logisch-Philosophische Abhandlung“ Film erklärt – mittels eines FIlms, in dem flimmernde Zeichen und der Philosoph selbst als im Pyjama tanzender jugendlicher Kauz vorkamen. Hernach durchsang Numminen Teile des „Tractatus“ in englisch und übersetzte sie deutsch. Komisch, klar und einfach. Als Zugabe gab es die „Route 66“ der Rolling Stones zur Melodie von Beethovens „Freude schöner Götterfunken“, inklusive schlimm gespielter Blockflöte.

Wenn schon Pathos, dann richtig, das können wir von Numminen lernen. Vielleicht sehen wir ihn ja zum diesjährigen Hafengeburtstag im Mai – Motto: Finnland – wieder. Dann aber bitte auch den Tango nachliefern!

IMKE STAATS