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■ Filmstarts à la carteLust und Frust am Wasserfall

Was später oft in Reno endet, beginnt meist an den Niagarafällen – denn das weltberühmte Naturschauspiel gehört zu den beliebtesten Reisezielen jungvermählter Ehepaare in den Flitterwochen. Von Lust und Leidenschaft wird auch Rose Loomis (Marilyn Monroe) in Henry Hathaways Thriller „Niagara“ (1953) beherrscht – allerdings spart sie ihre Affektion für einen Liebhaber auf, denn die Ehe mit dem nervenkranken George (Joseph Cotten) ist schon vor geraumer Zeit den Bach hinuntergegangen. Denselben Weg soll nun auch der gute George antreten – unter tatkräftiger Mithilfe von Roses Liebhaber. Auch die Ehe der Cutlers im Ferienbungalow nebenan hat bereits bessere Tage gesehen: Zwar würde Polly (Jean Peters) den Drei-Tage-Trip zu den Fällen gern als verspäteten Honeymoon betrachten, doch ihrem Gespons („Ich habe im Urlaub viel zu arbeiten“) ist der Blick auf die Fabrik seines Arbeitgebers und die persönliche Bekanntschaft des Industriellen wichtiger als die Aussicht auf wie auch immer geartete Naturschönheiten.

In der Form eines spannenden Thrillers unterläuft „Niagara“ mit konstanter Boshaftigkeit die Moralvorstellungen der Epoche und desavouiert die Grundpfeiler des westlichen Wertesystems: Die „glückliche Ehe“ und die Jagd nach dem beruflichen Erfolg erweisen sich hier als Phantom.

Für die Monroe war „Niagara“ der erste große Erfolg in einer Hauptrolle, doch als eigentlicher Star (neben der beeindruckenden Naturkulisse) fungiert natürlich meine persönliche Lieblingsschauspielerin. Und wie könnte man heute auf einen Film verzichten mit Jean Peters?

Mit Leatherface, dem maskierten Kettensägenmörder aus „The Texas Chainsaw Massacre“, erfuhr die Darstellung von Gewalt im Kino der siebziger Jahre eine neue Qualität. Zwar weint man den debilen Teenagern, die das Drehbuch zu Wurst verarbeiten läßt, keine Träne nach, doch der routinierte Griff, mit dem der Metzger seine Opfer wie Schweinehälften auf den Fleischerhaken spießt, und das außerordentlich unerfreuliche Geräusch, welches durch diese Tätigkeit verursacht wird, bleiben ewig unvergeßlich. Tobe Hooper inszenierte das Kettensägenmassaker 1974 als Low-Budget-Trash – die Form stand dem Inhalt in nichts nach.

8./9.8. im Central 2

Bekanntlich versetzt der Glaube Berge – daß die innere Energie allerdings Mühlräder durch die Luft wirbeln und Köpfe platzen lassen kann, ist ausschließlich eine Erfindung des Hongkong-Kinos. 1990 engagierte der Produzent Tsui Hark den Altmeister des Schwertkämpferfilms, King Hu – dessen Klassiker „Die Herberge zum Drachentor“ und „Ein Hauch von Zen“ in den sechziger Jahren die internationale Reputation der asiatischen Martial-Arts-Filme begründeten –, um mit ihm den „Meister des Schwertes“ zu drehen. Dem Vernehmen nach verstanden sich der alte Haudegen und der junge Wizard jedoch gar nicht – alsbald übernahm Tsui Hark die Co-Regie.

Den Unterhaltungswert des Films schmälert der Streit der Meister jedoch nicht: Von den Gesetzen der Schwerkraft befreit, wirbeln die Klosterschüler, Geheimdienstchefs und Sektenführer in einem bunten und blutigen Durcheinander herum, das – obwohl in unseren Breitengraden kaum verständlich – den Fans von Farbe und Bewegung im Kino allemal zur Freude gereichen wird.

8.–-11./13.8. im Notausgang

Lars Penning

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