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Film, Erfolg etc.Preußische Treppenbefehlshaber

■ Differenzmodell made in Germany: Mit acht Filmpreisen war Tom Tykwers „Lola rennt“ Neuer Deutscher Film-Pop, nur sein gelungener Soundtrack wurde nicht ausgezeichnet

Eigentlich war es eine hübsche Idee von einiger Pikanterie: Diepgen rennt. Durch Berlin, auf die Bühne der Staatsoper Unter den Linden. Und dort muß sich dann Tom Tykwer von ihm den Filmpreis für die beste Regie in die Hand drücken lassen. Doch als Diepgen rannte und also genau das tat, was ihm Tom Tykwer einst untersagen wollte (jedenfalls für Wahlkampfzwekke), da hatte Tykwers Film „Lola rennt“ schon so viele Preise eingeheimst, daß die Pointe nicht mehr recht zünden wollte.

Mit insgesamt acht Preisen war der Neue Deutsche Film-Pop, der an diesem Wochenende, zu seinem amerikanischen Start, auch den Titel des New York Times Magazine ziert, freilich etwas überzeichnet. Neben dem mit einer Million Mark dotierten Filmpreis in Gold für den besten Film, dem Preis für die beste Regie, der Auszeichnung von Nina Petri und Herbert Knaupp als beste Nebendarsteller sowie dem Preis für den besten Schnitt, mit dem Mathilde Bonnefoy geehrt wurde, und dem Kamerapreis für Frank Griebe gingen auch die zum ersten Mal verliehenen Publikumspreise für den besten Film und die Schauspielerin des Jahres an Tom Tykwer und Franka Potente.

Es stellte sich die Frage: Wenn sich die Preise schon so akademiemäßig häufen müssen, hätte die Jury unter dem Vorsitz von Ulrich Gregor nicht etwas differenzierter auszeichnen können? Die beste Regie – geschenkt, aber den Preis für die Filmmusik an Tom Tykwer, das hätte das Projekt Lola wohl eher getroffen und den Part gewürdigt, der die Geschichte, neben Erzählstil, Schnitt und Kamera, erst perfekt macht.

Immerhin, die mit 800.000 Mark dotierten Filmpreise in Silber für besonders hervorragende Filme gingen tatsächlich an Produktionen, die hier und heute spielen, an die Kinder von Kohl und Commodore in „23“ von Hans-Christian Schmid (August Diehl erhielt den Preis als bester Hauptdarsteller) sowie an die „Nachtgestalten“ von Andreas Dresen, die eine dunkle, aber keineswegs restlos schwarze Chronologie des Zufalls bewegt, in Zeiten, als der Papst einmal Berlin besuchte.

Die große böse deutsche Vergangenheit wurde zwar auch mit Preisen bedacht, freilich für die gewissermaßen unumgänglichen Filme. Juliane Köhler und Maria Schrader sind das untrennbare Paar für den Preis der besten Hauptdarstellerinnen, und Roberto Benigni triumphierte mit „Das Leben ist schön“ ein weiteres Mal als bester ausländischer Film – nun eben „in Deutschland“ (bitte zehnmal hintereinander sagen, wie er es in der Videoeinspielung tat).

Die schlechteste Wahl des Abends war aber eindeutig die Lindenoper. Der Filmpreis braucht einen frischeren, lustigeren Ort als diesen. Da darf man nach dem Akt noch nicht einmal die Treppe benutzen, die man möchte. Nein, da steht ein preußischer Feldwebel vor, der einen anblafft. „In Deutschland“ eben, nein, besser, „in Berlin“. Sie werden's nie lernen. Brigitte Werneburg

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