urdrüs wahre kolummne : Fick dich – oder küss mich
Bislang hielt ich den Bremer Senatoren-Frischling Thomas Röwekamp lediglich für einen ziemlich skrupellosen Berufspolitiker, der seine Marktlücke am rechtspopulistischen Rand sieht und versucht, die Siggi Tittmanns dieser Welt fürs anspruchsvollere Publikum zu parodieren. Seine jetzt propagierte Einreiseverweigerung für den Bremer Murat Kunaz wegen dessen Versäumnis, aus dem Foltercamp von Guantanamo eine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis zu beantragen, zeugt allerdings von einer sehr ernsten Störung im Sozialverhalten – beziehungsweise dem völligen Fehlen jeder Empathie. Ob die Jugendhilfe diesem Reifegestörten noch helfen kann, etwa mit einem Training in rosa Hosenanzug bei Extremtherapeutin Lynndie England, darf bezweifelt werden. Dass CDU-Innenpolitiker Rolf Herderhorst sein bescheidenes Verhältnis zum Recht bei dieser Gelegenheit noch mit der Qualifizierung seines Mitbürgers Murat Kunaz als „mutmaßlichen Talibankämpfer unter Terrorverdacht“ belegt, lässt immerhin Mutmaßungen darüber zu, was so ein Bully von der Unschuldsvermutung hält …
An sich ist die grüne Bildungspolitikerin Anja Stahmann doch ’ne plietsche Deern, der man zutraut, in Sachen Rechtschreibreform auf den Punkt zu kommen. Und der kann doch nicht darin bestehen, am groben Unfug des „Entweder oder“ festzuhalten, sondern für ein „Sowohl als auch“ zu plädieren, damit das gehässige Gespritze der roten Deutschlehrertinte endlich die Funktion als Weichenstellung fürs Leben verliert. Delfin oder Delphin? In jedem Falle bitte Tun- oder Thunfisch aus tümmlerfreiem Fang!
Wie denn? Was denn? Auch hinter der gastronomischen Klause der frommen Mönche von Kloster Andechs steckt in Bremen Achim Grunert? Als sich um sein Honorar geprellt fühlender kleiner Textlieferant des gescheiterten Wolkenkuckucksheims „Astoria“ fragte ich mich schon, wer da immer wieder schützend seine segnenden Hände über diesen unternehmerischen Lausejungen hält …
Auf dem Spielplatz versuchen sich zwei Jungs um zehn ebenfalls als Unternehmer und schenken aus einer Riesenflasche Cola für jeweils 20 Cent einen kräftigen Schluck in einen mitgeführten Plastikbecher aus, ohne dabei sonderlich auf Eichstrich, Spülen und andere Usancen des Gewerbes zu achten. Dennoch ist der Vorrat schnell verkauft, als ein Prachtexemplar von Mutter auftaucht, was von „Betrug“ brüllt und von den Wirten verlangt, bis zum Eintreffen der Polizei da zu bleiben und außerdem die 20 Cent ihrer Julia sofort zurückzuzahlen. „Dann musse aber erst die Cola wieder rauskotzen“, hält einer der Knaben dagegen, und alles ringsum lacht sich eins, wovon sich auch der beobachtende Chronist nicht ausnimmt. Offenbar kennt mich die ungebetene Verbraucherschützerin von irgendwo her, denn empört kommentiert sie mein Amusement: „Von dir hätte ich das nicht erwartet, dass du solche kapitalistischen Machenschaften unterstützt!“ Geht’s nicht ein Portiönchen kleiner an der Front des Alltags, unbekannte Genossin?
So richtig leiden kann ich die Aufforderung „Fick dich“ ebenso wenig wie Generalstaatsanwältin Kirsten Graalmann-Scheerer. Aber als Juristin sollte sie sich doch im ungleichen Machtverhältnis zwischen Schülern und Lehrern auf die Verfolgung der offenen oder verklausulierten Parole „Fick mich!“ im pädagogischen Beziehungsgeflecht von oben nach unten beschränken. Meint jedenfalls
Ulrich „küss mich“ Reineking