: Feuerwasserdiplomatie
Bizarres Ritual auf der entlegenen Hans-Insel
Manche Rituale sind so schräg, sie könnten von der Wahrheit erfunden sein. Wie der Brauch, der tatsächlich so seit Jahrzehnten auf der Hans-Insel stattfindet. Hans-Insel? Das ist ein kleines Eiland im Grenzgebiet zwischen Grönland und Kanada. Wahrscheinlich ist es nach dem Blanken Hans benannt, weil sich auf der unbewohnten und vegetationslosen, gerade mal etwas mehr als einen Quadratkilometer großen Insel der Arsch der Welt befindet. Dort ist nichts, nada, niente! Trotzdem streiten sich seit 1973 zwei Staaten darüber, ob die Insel nun zum einen oder zum anderen Staatsgebiet gehört. Da nie darüber entschieden wurde, konnte sich ein bizarrer Brauch etablieren. Wenn eine Expedition auf der Hans-Insel landete, wurde die Flagge des jeweils anderen Landes entfernt und die eigene gehisst. Zugleich ließ man den anderen eine Flasche mit landestypischem Schnaps da. Und so war die Hans-Insel trotz der Querelen ein beliebtes Expeditionsziel, um Spirituosen auszutauschen. Eine Art Feuerwasserdiplomatie, die von der Wahrheit erfunden sein könnte, ist doch das kleine Satire- und Saufressort stets darauf erpicht, abseitige Brände aus fernen Gegenden der Welt zu verköstigen. Für die jetzt angekündigten neuen Grenzgespräche wünschen wir den Hansianern: Skål und Cheers!
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