Kommentar: Feudalherr Scherf
■ Rechnungshof ungewollt gewürdigt
Hennig Scherf ist ein Regierungschef zum Anfassen. Unermüdlich tingelt der Bürgermeister durchs Ländle, drückt freundlich Hände von SeniorInnen, umarmt Kinder, ehrt verdiente BürgerInnen. Nur einigen bösen Feinden mag der Sozialdemokrat nicht die Ehre erweisen: Die Beamten aus dem Landesrechnungshof sind bei Henning Scherf in Ungnade gefallen. Die haben nämlich einmal seinem Vertrauten Reinhard Hoffmann arg auf die Finger geklopft. Jetzt ist der Bürgermeister ihnen Gram.
Mit seiner offenen Ablehnung, den scheidenden Rechnungshofpräsidenten zu verabschieden und seinen Nachfolger offiziell zu begrüßen, offenbart der Jurist Scherf ein verschrobenes Verhältnis zur Gewaltenteilung, ohne die eine Demokratie nicht funktionieren kann. Aber das ist ja in Bremen, wo Regierungsmitglieder als Vorsitzende der Deputationen die Parlamentsarbeit maßgeblich mitbestimmen, nicht ungewöhnlich.
Falls der Haß des Regierungschefs auf die Rechnungsprüfer aber die Institution Rechnungshof schlechtmachen soll, geht der Schuß für Scherf nach hinten los. Denn gerade indem der Senatspräsident so offen wütend ist auf die Hüter der Staatsausgaben, offenbart er, wie notwendig unabhängige Verfassungsorgane mit starkem Rückgrat gerade in Bremen sind, wo die Regierenden leider allzu leicht iversucht sind, sich als kleine Könige zu gebärden. J. Fahrun
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