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“Feudalherr“ Galla im Bremer Knast

■ Frankreich lieferte Ex-Verwaltungschef der Schwarzgeldklinik aus

Der ehemalige Verwaltungschef der St.-Jürgen-Klinik, Aribert Galla, ist gestern von Frankreich an die Bremer Staatsanwaltschaft ausgeliefert worden. Mit einem Sondergefangenentransport wurde die Hauptfigur der Bremer Klinikaffäre sofort in die Untersuchungshaftabteilung im Oslebshauser Knast eingeliefert. Galla war im Juli auf der Kanalinsel Jersey verhaftet worden, als er von seinen Konten rund 750.000 Mark abheben wollte. Bei einer Verurteilung wegen Bestechlichkeit und Untreue im Amt drohen Galla fünf Jahre Knast.

Galla wurde 1987 mit 43 Jahren vorzeitig wegen „gesundheitlicher Gründe“ in den Ruhestand geschickt. Der parlamentarische Untersuchungsausschuß, der sich mit den Zuständen an der „Schwarzgeldklinik“ befaßte, kam zu dem Ergebnis, daß Galla das Krankenhaus wie ein „Feudalherr“ geleitet habe. Außerdem habe er sich mit einem Geflecht aus zum Teil abhängigen Firmen Schmiergelder und wirtschaftliche Vorteile verschafft. Insgesamt betragen die Schadensersatzforderung der Bremer Gesundheitssenatorin gegen Galla bislang rund eine halbe Million Mark. Ein Jurist ist in der Behörde nach wie vor damit beschäftigt, die Hinterlassenschaft des Ex-Klinik-Chefs aufzuarbeiten.

Das Disziplinarverfahren gegen Galla ruht derweil. Die Gesundheitssenatorin will erst das Ergebnis des Stafverfahrens abwarten, weil es danach mutmaßlich leichter ist, dem Ex-Klinik- Chef seinen Beamtenstatus abzuerkennen. Bislang bezieht Galla noch eine um 2/3 gekürzte Pension von 1.500 Mark monatlich. dpa/taz

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