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Festnahmen von Türken

■ Zwei Mitglieder der linksextremen „Dev Sol“ in Deutschland in Gewahrsam

Karlsruhe (AP) – Wegen Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sind in Deutschland zwei mutmaßliche Angehörige der linksextremistischen türkischen Organisation Dev Sol festgenommen worden. Wie der Generalbundesanwalt in Karlsruhe gestern mitteilte, wurden die beiden am Dienstag in Gewahrsam genommen. Ihnen wird ferner schwerer Raub und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Hintergrund der Ermittlungen ist die vermutete Spaltung der Dev Sol in zwei Gruppen, die sich in Deutschland bekämpfen.

Die Festnahmen in Köln und Salzgitter erfolgten den Angaben zufolge nach Durchsuchungsaktionen in elf Städten. Dabei wurde unter anderem eine Schußwaffe sichergestellt. Dem 31jährigen Abuzer A. und dem 35jährigen Seyitullah C. wird im einzelnen vorgeworfen, in den vergangenen Jahren zeitweise Führungsfunktionen bei der Dev Sol in Süddeutschland ausgeübt zu haben und zuletzt Leiter der Gebietsorganisationen in Köln beziehungsweise Frankfurt am Main gewesen zu sein. Beide sollen vor einem Jahr an einem Überfall auf eine türkische Einrichtung in Hamburg beteiligt gewesen sein, bei dem zwei Menschen verletzt wurden.

Die seit 1983 in Deutschland verbotene Dev Sol soll sich vor einigen Jahren gespalten haben. Nach Angaben des Generalbundesanwalts haben sich zwei verfeindete Flügel gebildet: einer unter dem bisherigen Führer der Dev Sol, Dursun Karatas, und der sogenannte Yagan-Flügel. Dieser habe im April 1995 den Beschluß gefaßt, den Kampf auch nach Europa zu tragen und insbesondere Brandstiftungen gegen türkische Einrichtungen in Deutschland zu begehen.

„Dev Sol“ wurde 1978 in der Türkei als eine der extremistischen Splittergruppen gegründet, deren gewalttätige Auseinandersetzungen mit rechtsextremistischen Bewegungen den Boden für den Putsch von 1980 bereiteten. Nach dem Staatsstreich wurde die Gruppierung in der Türkei verboten.

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