■ Dokumentation: Festnahme auf deutsch
Die Informationen zu diesem Fall gründen sich auf Aussagen von Hidayet Secil, Tochter Sevgi und Sohn Ismail sowie einem Zeitungsartikel und einem ärztlichen Attest. Hidayet Secil ist Türke und seit 1969 in Deutschland. Er reichte Klage ein.
Am Abend des 1. Juli 1995 tauchte vor der Wohnung der Familie Secil in Göppingen die Polizei auf – zum zweiten Mal an diesem Abend, eine Nachbarin hatte sich wiederholt über Lärm beschwert. Die vier PolizistInnen erklärten Sevgi Secil, sie würden ihren Vater Hidayet Secil in die Psychiatrie nach Christophsbad bringen. Sie drohten ihr, daß sie die Tür eintreten würden, sollte sie sich weigern zu öffnen. Vater Secil befand sich im Badezimmer. Mutter und Tochter wurden rausgeworfen. Einer der Polizisten schlug Hidayet Secil die Nase blutig, während die drei Kollegen ihn festhielten. Als der Mann um Hilfe schrie, bemerkte einer der Polizisten: „In Deutschland sprechen wir deutsch.“
Ismail Secil, der, nachdem man ihn telefonisch verständigt hatte, gekommen war, berichtet über Blutspuren im Badezimmer und wie das Gesicht seines Vaters blutüberströmt war.
Hidayet Secil wurde zunächst zur Polizeiwache in Eislingen und danach in die Klinik nach Göppingen gebracht, von dort in die psychiatrische Klinik Christophsbad. Dort verbrachte er die Nacht. Ein ärztliches Attest vom 4. Juli 95 bescheinigte Hidayet Secil eine gebrochene Nase, Prellungen an der Oberlippe und einer Wange, Schwellungen und Schnittwunden am Arm sowie sieben drei Zentimeter breite Striemen auf dem Rücken. ai (Februar 96)
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