■ Mit dem EU-Asien-Handel auf du und du: Fernost lockt
371 Millionen Menschen bevölkern den europäischen Binnenmarkt, weit mehr als die Einwohnerschaft der USA. Doch die Märkte in Asien sind ungleich größer. Dort sollen rund eine Milliarde Menschen zu Kaufkraft kommen, 400 Millionen von ihnen bis zum Jahr 2000 sogar mit einem Einkommen, das westlichen Maßstäben entspricht. Massen von Gebrauchsgütern könnten hier losgeschlagen werden, hoffen die Wirtschaftslenker Europas.
Noch größere Chancen warten im Bereich der Investitionsgüter. Asien als Ganzes wird nach Weltbankschätzungen in den nächsten zehn Jahren fast die Hälfte aller weltweiten Aufträge für Kraftwerke vergeben und den größten Markt für Telekom-Infrastruktur bilden.
Dennoch hat Asiens Bedeutung in der europäischen Exportbilanz in den letzten fünf Jahren abgenommen. Die Chancen der schnell wachsenden Märkte wurden also nicht genutzt. Als verbesserungswürdig erscheinen auch die Investitionsbeziehungen: Nach OECD-Angaben haben die EU-Staaten im Zeitraum von 1982 bis 1992 nur ein Prozent ihrer gesamten Auslandsinvestitionen in Ostasien plaziert, obwohl diese Region höhere Erträge erwirtschaftete als der weltweite Durchschnitt.
Bei aller Asien-Euphorie müssen aber auch die großen Unterschiede innerhalb Asiens im Blick behalten werden. Während Japan ein Bruttosozialprodukt (BSP) von rund 45.000 Mark pro Kopf erwirtschaftet, sind es in Indonesien nur rund 1.000, in China 750 und in Vietnam gar nur etwa 250 Mark. Die EU ist als Wirtschaftsraum dagegen deutlich homogener. Hier variiert das BSP pro Kopf zwischen 54.000 Mark in Luxemburg und 12.000 Mark in Portugal und Griechenland. Deutschland liegt mit 34.000 Mark noch in der Spitzengruppe. Christian Rath
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