: Ferien mit Tante Ingeborg Von Uli Exner
Ich hatte sie noch gewarnt. Losbude ist ja ganz okay. Auch wenn ich mir nicht so recht vorstellen kann, was Tante Ingeborg mit der rotschwarzen Riesen-Stoffkuh anstellen will, die sie jetzt stolz wie Oskar übern Dom schleppt.
Aber Fischbrötchen, Zuckerwatte, Schweinshaxe und dann in den –Ranger–? Warte lieber noch einen Moment, Tante. „Ach-was-Junge-das-geht-schon-ich-kenn'-das-Karussel-doch-vom-Celler-Sch ützenfest-Herrlich-wenn-man-da-aufm-Kopf-steht-Kommste-mit?“
Meine Begeisterung für Rummelplätze ist ohnehin nicht sonderlich ausgeprägt, was Tante Ingeborg nicht davon abgehalten hat, mich gleich nach unserer Rückkehr von Sylt aufs Heiligengeistfeld zu schleppen. Aber –Ranger– fahren, sich ohne Not das Unterste zu oberst kehren lassen?
Nö, soweit geht die Tantenliebe dann doch nicht. „Ach-mit-Dir-ist-aber-auch-nichts-los-Dann-fahr'-ich-eben-alleine-Du-bis t-schon-ganz-wie-Onkel-Herbert-Der-steht-auch-immer-nur-am-Bierstand-Nim m-wenigstens-meine-Handtasche-Und-hier-die-Kuh-Und-die-Brille.“ Bist Du Dir sicher, Tan .... War sie.
Nach dem zweiten Jever und der dritten ,Ranger'-Runde habe ich mich dann doch auf die Suche gemacht. Nackenstarre. Keine Tante Ingeborg im Karussell. Losbude? Hat doch schon den Löwen gewonnen. Schießbude? Pommes-Stand? Keine Spur. Kassenhäuschen? Ältere Frau, blaues Kostüm, gelbe Bluse? Nichts gesehen. Tante Ingeborg!? Ein, zwei Damen drehen sich erstaunt um. Muß irgendwie blöd aussehen mit Krokotasche in der Linken, Kuh mit Goldrandbrille in der Rechten. Tante In ....
„Gib-mir-mal-schnell-die-Tasche-da-ich-Nun-gib'-schon.“ Tantes Teint sieht so gar nicht mehr nach Mallorca oder Sylt aus. Die gleichmäßig verteilten Flecken auf ihrem Kostüm lassen darauf schließen, daß Schweinshaxe, Matjes und Zuckerwatte unterwegs abhanden gekommen sind.
Vielleicht noch –ne Salzgurke, Tante Ingeborg? Oder lieber 'ne Bratwurst? Verwandte können schon fies sein. Auch wenn sie nicht Tanten sind.
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