: Fein über der Gürtellinie
Nachrichtenknechte ficken Beate Uhse nicht
Niemand beherrscht die blumige Sprache im Journalismus intensiver als die Nachrichtenknechte der Wirtschaftsredaktionen. Wo die Materie trocken ist, da sollen wenigstens die Sprachbilder mit einer vermeintlich feuchten Frische versehen sein. Deshalb müssen Autokonzerne immer „Gas geben“, während Aktien von Fluglinien „abheben“ und Sportkonzerne „einen Sprint hinlegen“. Wie sehr hatten wir uns deshalb gefreut, dass die Nachrichtenagenturen neuerdings vermehrt über die Fickbildchenfirma Beate Uhse berichteten. Denn das Untenrum-Unternehmen war zuletzt pleite. Doch die Berichterstattung ist eine einzige Enttäuschung: „Das Insolvenzverfahren des Erotik-Händlers Beate Uhse ist im Kern abgeschlossen … alle formellen Hürden sind beseitigt … die Firma wird weitergeführt“, meldete beispielsweise dpa in einem sachlich seriösen Tonfall. Warum nicht in dem Fall knallige Formulierungen? Metaphern eng am Produkt? Liebevolle Bilder auf Vorgangshöhe? Zum Beispiel: „Beate Uhse im Arsch.“ Oder: „Beate Uhse gefickt.“ Oder: „Beate Uhse – eine Milf wird zum Newbie.“ Nein, Nachrichtenknechte ficken Beate Uhse nicht. Dafür sind sie sich zu fein. Lieber fingern sie weiter humorfrei über der Gürtellinie an ihrer verödeten Sprachbilderdrüse. Pfui! Pfui! Pfui!
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