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Fatal-betr.: "Die Hilflosigkeit der Linken" von J. Ach udn A. Gaidt, taz vom 3.3.92

betr.: „Die Hilflosigkeit der Linken“ von J. Ach und A. Gaidt, taz vom 3.3.92

Ja, die beiden haben ihre Hausaufgaben schön gemacht und dürfen sich setzen und bekommen eine „eins“ vom Herrn Professor, der in diesem Fall ein soclher für Moralphilosophie sein wird. Was freilich an den Büchern „kritisch“ ist, verschweigen die zwei. Vielmehr machen sie mit der Kritik das, was sich in den 80ern dem Kritischen gegenüber einge-bürger-t hat, sie weisen sie zurück. Denn was sie an Singer-und- seine-Leute-KritikerInnen zitieren (und interessant: welche sie verschweigen!), ist „hilflos“ und „verwirrt“, wie „die Linke“ eben ist, ist indiskutabel. Eine Indiskutabilität, die, zum Substantiv geadelt, schon schwierig wird und die sie an den KritikerInnen bekritteln. Wie schnell in der Diskussion mit Singer und seinen Leuten deren „Argumente“ bestätigt werden, dafür bieten Ach/Gaidt selbst genug Beispiele. Z.B. kann natürlich „begrifflich zwischen unfreiwilliger und nicht-freiwilliger ‘Euthanasie' unterschieden werden“, aber es kann auch gezeigt werden, daß das absoluter und objektiver Blödsinn ist, der überhaupt nur sinnvoll wird, weil er, der Blödsinn, eine bestimmte Funktion hat. Das Fatale aber bei der Betrachtung der Funktion von Singers fatalem Buch ruht darin, daß es längst funktioniert und daß es die Betrachtung ist, die es funktionieren läßt. Und das Fatale bei einem von den Autoren und ihren Professoren offenbar geforderten „Diskurs über Blödsinn“ ist, daß es sich um einen „Diskurs“ handelt, der sich „ähnlicher oder gar identischer Terminologie“ wie die Faschisten bedient (wie die Autoren selbst andernorts festgestellt haben — vgl. Argument, 183/90), und genau diese Tatsache immer ausgeklammert werden soll. Da drängt sich die Frage auf, wie blöde deutsche Professoren eigentlich sein dürfen, und ob es nicht am Bund der Steuerzahler wäre, deren Tätigkeit mal „kritisch“ zu beäugeln. Michael Haarkötter, Göttingen

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