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Falsches Bild von Afrika

■ betr.: "Der Demokratie beraubt", von Jean-Francois Bayart, taz vom 10.6.92

betr.: „Der Demokratie beraubt“ von Jean-Francois Bayart,

taz vom 10.6.92

[...] Es wird viel zuwenig gesagt, daß Kriege und Massaker nicht nur in Afrika stattfinden. Wie wohltuend, daß jemand öffentlich klarstellt, wo „die großen Schlächtereien des 20. Jahrhunderts“ stattgefunden haben: in Europa und Asien. Sicher sind in Afrika derzeit Umwälzungen im Gange, die für diesen Kontinent mehr Kriege als im vergangenen Jahrzehnt befürchten lassen — aber ist das im Rest der Welt (siehe Balkan, Zentralasien) denn so viel anders?

Es stößt mir immer wieder auf, wie leichtfertig Kriege in Afrika — und fast nur dort — als „tribalistisch“ oder „ethnisch“ etikettiert werden. Hier zeigt sich das archaische Stereotyp der schwarzen, wilden, naturvölkischen AfrikanerInnen, das nach wie vor unsere Köpfe beherrscht. Wie sähe die Berichterstattung über den Jugoslawien-Krieg aus, wenn Jugoslawien in Afrika läge?

Niemand in Afrika schlägt einen anderen, „nur“ weil er einem anderen „Stamm“ oder Volk zugehört. Rwanda und Burundi sind zwei Länder, deren Konflikte hartnäckig und mit besonderer Vorliebe als „ethnische“ tituliert werden. (Selbst Bayart läßt sich darauf ein und bescheinigt dem Krieg in Rwanda „eine klare ethnische Dimension“.)

Doch daran glauben selbst RwanderInnen nicht: So ist der Versuch der beiden großen Kriegsparteien, die Bevölkerung nach „ethnischem“ Muster zu mobilisieren, gescheitert: Auf das „ethnische“ Erklärungsmuster fallen — seit jeher und nach wie vor — vor allem EuropäerInnen herein. Ellen Gutzler, Ethnologin, Stuttgart

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