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Falsch verstanden

■ Verwirrspiel um Leukämie-Studie

Wer hat da wen warum falsch interpretiert und zitiert? Die Leukämie-Kommission Schleswig-Holstein jedenfalls fühlt sich mißverstanden von den Kieler Ministerien für Umwelt und Energie. Die hätten, so erklärt Kommissionsmitglied Prof. Roland Scholz, die Bewertung der sogenannten „Greiser-Studie“ in ihr genaues Gegenteil verkehrt.

Die Kommission habe deutlich gemacht, daß das von Greiser im Elbmarschgebiet bei bestimmten Personengruppen beobachtete überdurchschnittliche Auftreten von Blutkrebserkrankungen die These stütze, hier sei Radioaktivität im Spiel. Energieminister Claus Möller hingegen habe die Expertenrunde dahingehend zitiert, daß die Studie keinen Zusammenhang zwischen erhöhten Leukämieraten und dem Atommeiler bestätige.

Vor der Veröffentlichung dieser Erklärung habe die Kommission vergeblich Einspruch eingelegt. Das wiederum bestreitet Umweltministeriumssprecher Wolfgang Götze. Korrektur-Wünsche der Kommission habe es nicht gegeben.

Offensichtlich aber haben die Ministerien die Interpretation der Greiser-Studie durch die Kommission falsch interpretiert, die Studie selbst aber richtig. Denn in seinem Gutachten hatte Greiser klipp und klar geschrieben: „Die Studie darf nicht als Nachweis eines kausalen Zusammenhangs zwischen möglichen Emissionen des Kernkraftwerks Krümmel und den erhöhten Erkrankungsrisiken in der Nähe des Kernkraftwerks interpretiert werden“.

Allerdings: Die Greiser Studie besagt auch nicht, daß es zwischen Krümmel und Leukämie-Häufung keinen Zusammenhang gibt. mac

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