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Archiv-Artikel

Fallpauschalen: Keine Einsparungen

Neue Bremer Studie zeigt: Die Patienten blieben zwar kürzer im Krankenhaus, doch diese Einsparung wurde durch mehr Krankenhaus-Einweisungen wettgemacht. Unter dem Strich gab es also keinen Einspareffekt

taz ■ Fallpauschalen in Krankenhäusern dürften nicht zu den gewünschten Kosteneinsparungen führen – so sieht die Bilanz einer Studie aus, die die Sozialwissenschaftler Bernard Braun und Rolf Müller vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen vorlegten. Die beiden Wissenschaftler haben im Vorfeld der bevorstehenden Einführung der „Fallpauschalenvergütung“ im Krankenhaus die Auswirkungen dieser seit 1996 bereits für ein Viertel der stationären Behandlungen eingeführten Vergütungsform untersucht.

Wichtiges Ergebnis: Die Patienten blieben zwar kürzer im Krankenhaus, doch diese Einsparung wurde durch mehr Krankenhauseinweisungen wett gemacht. Unter dem Strich gab es also keinen Einspareffekt.

Außerdem lässt die Patienteninformation zu wünschen übrig. Alle deutschen Krankenhäuser sind verpflichtet, zum 1. Januar 2004 nahezu alle Behandlungen nach Fallpauschalen abzurechnen. Viele Krankenhäuser haben bereits freiwillig den Einstieg in diese Veränderung vollzogen. Seit Jahren gibt es hitzige Debatten über die Wahrscheinlichkeit von erwünschten (zum Beispiel Senkung der Ausgaben für stationäre Versorgung) und unerwünschten (zum Beispiel Entlassung „blutiger“ Patienten) Auswirkungen auf Beschäftigte sowie Patientinnen und Patienten. Braun und Müller haben erstmals eine bundesweite Befragung zu den Erfahrungen von rund 4.000 Krankenhauspatienten im Alter von 30 bis 80 Jahren durchgeführt, die diese vor, während und nach einem Krankenhausaufenthalt gemacht haben. Dies wurde durch eine Längsschnittanalyse von mehreren hunderttausend Krankenhausfällen ergänzt. Sie belegt, dass der bisher durch die Fallpauschalen hervorgerufene Erfolg verkürzter Liegezeiten je Krankenhausfall mit einer erhöhten Anzahl an Krankenhausaufenthalten erkauft wurde. So stieg die Anzahl der durchschnittlichen Aufenthalte in stationärer Behandlung in Akut-Krankenhäusern im Zeitraum 1996-2002 um rund 50 Prozent an. Entsprechend stieg die Anzahl der in stationärer Behandlung verbrachten Tage pro Mitglied nach der Einführung von Fallpauschalen von 3,4 im Jahre 1997 auf 4,6 Tage im Jahr 2002 an.

Die Studie liegt auch als Buch vor: Bernard Braun, Rolf Müller (2003): Auswirkungen von Vergütungsformen auf die Qualität der stationären Versorgung.