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Fabians Vater

Weihnachten. Zuhause. Weiße Tischdecke. Teures Geschirr. Gans und Klöße. Mutter in schickem Kostüm. Vater in Jogging-Anzug und Hausschuhen. Die Platte mit den Weihnachtsliedern leiert. Auf dem Weihnachtsbaum flackern Plastikkerzen. Rote Kugeln. Der Hund ruht auf dem schweren Perserteppich. Das Gespräch ist zäh, die Freundlichkeit bemüht – so wie die Geschenke.

„Was macht eigentlich der Vater von Fabian“, will Mutter wissen. Der Vater von Fabian ist Witwer. „Er hat schon wieder eine neue Freundin. Er kann halt nicht in Würde alt werden.“ Vater läuft knallrot an und senkt den Kopf. Er sagt nichts, stochert lustlos im Essen. Die Antwort hat ihn getroffen. Keiner merkt es, nur Mutter. Später sagt sie: „In diesem Moment war mir plötzlich alles klar.“

Kurz nach Weihnachten zieht sie aus. Das ist 13 Jahre her. Seitdem wird Weihnachten nicht mehr gefeiert. Dabei gibt es doch jetzt CD's, die nicht leiern. Keine Gans. Keine Klöße. Keine Plastikkerzen. Keine roten Kugeln. Die weiße Tischdecke hat Brandlöcher. Das teure Geschirr ist zerschlagen. Der Hund ist tot. Vater hatte keine Zeit mehr, sich um ihn zu kümmern, nachdem Mutter ausgezogen war. Er hat ihn zum Tierarzt gebracht und ihm eine Spritze geben lassen. War die einfachste Lösung, hat er gesagt.

Die Freundin hat er später geheiratet. Ob er mit ihr Weihnachten feiert? Vielleicht hat er einen Tannenbaum mit Plastikkerzen und roten Kugeln, ißt Gans mit Klößen. Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall trägt er einen Jogging-Anzug und Hausschuhe.

Amanda Herzlos

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