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FMLN ruft totalen Volksaufstand aus

In El Salvador entwickelte sich die Großoffensive der Guerilla zur Generalprobe für den Volksaufstand / Die Gegenangriffe der Regierungstruppen konnten keine entscheidenden Vorteile erzielen / Endgültiger FMLN-Sieg bedürfte jedoch der Spaltung der Armee  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Drei Nächte und zwei Tage nach Beginn ihrer bisher größten Offensive hat die Befreiungsfront Farabundo Marti zum totalen Volksaufstand aufgerufen. Ganze Stadtteile im Norden und Süden von San Salvador sowie die wichtigsten Städte des Ostens sind ganz oder teilweise in der Hand der Guerilleros, die in den Arbeiter- und Elendsvierteln von der Zivilbevölkerung beim Errichten von Barrikaden und bei der Verteidigung der Positionen gegen den Ansturm der Regierungstruppen unterstützt werden. Was Samstag abend als Großoffensive begann, um vor allem die Verhandlungsposition für künftige Gespräche mit der Regierung zu stärken, entwickelte sich in den letzten Tagen zu einer Generalprobe des Volksaufstands. Nachdem die Regierungstruppen keine entscheidenden Positionen zurückerobern konnten und offenbar völlig kopf- und planlos vorgehen, beschloß das FMLN -Oberkommando, alles auf eine Karte zu setzen und erstmals seit Januar 1981 wieder den totalen Volksaufstand auszurufen. Dabei spielt wohl auch der Druck der beteiligten Zivilbevölkerung eine Rolle, die fürchtet, den Vergeltungsaktionen der Armee wehrlos ausgesetzt zu sein, wenn sich die Guerilleros zurückziehen. Ein regelrechter Volksaufstand hätte wohl nur dann Erfolg, wenn wesentliche Teile der Armee den Aufforderungen der FMLN Folge leisteten und ihre Gewehre nicht mehr nach unten, sondern nach oben richteten. Die wichtigsten Armeebastionen in San Salvador sind zwar alle unter Beschuß genommen worden, aber bisher nicht ernsthaft bedroht. Die zentralen Bezirke der Hauptstadt, wo die Regierung sitzt, und der Westen des Landes sind bisher nicht von der Aufstandsbewegung erfaßt worden. Auf alle Fälle werden nach dieser Offensive in El Salvador die Karten neu verteilt. Ohne ausländische Unterstützung wird es den Regierungstruppen kaum gelingen, die Aufständischen aus den nördlichen Randbezirken von San Salvador zu vertreiben. Siehe auch Tagesthema Seite 4

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