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FIS-Gründer ermordet

■ Algerischer Geistlicher in Paris erschossen /Ende des Dialogs in Algier

Paris (AFP) – Das Attentat auf einen hochrangigen islamischen Geistlichen in Paris hat neue Befürchtungen aufkommen lassen, daß der algerische Bürgerkrieg auf Frankreich übergreifen könnte. Das Außenministerium unterstrich am Mittwoch in Paris, daß Frankreich „keinerlei terroristische Aktionen auf französischem Boden“ zulassen werde. Der85Jahre alte Abdelbaki Sahraoui – einer der Mitbegründer der algerischen „Islamischen Heilsfront“ (FIS) – war am Dienstag abend im Gebetssaal seiner Moschee erschossen worden. Bei der Suche nach den Tätern tappte die Polizei im Dunkeln. Die Staatsanwaltschaft beauftragte eine Anti-Terror-Einheit mit den Ermittlungen.

Nach Angaben der Polizei wurde der Imam in seiner Moschee im 18. Arrondissement mit einem automatischen Gewehr getötet, das mit einem Schalldämpfer versehen war. Als einer seiner Vertrauten die beiden Attentäter verfolgen wollte, wurde er ebenfalls erschossen. Die Täter wurden von Augenzeugen als Nordafrikaner geschildert.

Sahraoui hatte die FIS 1989 mitbegründet. Von dem gewaltsamen Kampf militanter Islamisten gegen die algerische Führung hatte er sich stets distanziert. Seit zwei Monaten wurde er von der mit der FIS rivalisierenden „Bewaffneten Islamischen Gruppe“ (GIA) bedroht. Augenzeugen äußerten den Verdacht, bei dem Attentat handele es sich um die Anfänge der schon länger befürchteten Abrechnung zwischen Anhängern der FIS und der GIA. Die FIS machte dagegen die Regierung in Algier für den Tod des Geistlichen verantwortlich. Auftraggeber dieser „kriminellen Tat“ sei „das terroristische Regime in Algier“, hieß es in einer in Washington veröffentlichten Erklärung der FIS-Auslandsvertretung.

Auf einer Liste mit Todeskandidaten, die die GIA im Mai veröffentlichte, standen auch der in Deutschland lebende FIS-Auslandssprecher Rabah Kebir und der in den USA lebende Präsident der parlamentarischen FIS-Delegation, Anouar Haddam. Am Montag hatte die GIA in der arabischen Zeitung al-Hayat Todesdrohungen gegen FIS-Vertreter ausgesprochen, die mit der algerischen Regierung verhandeln. Am Dienstag hatte die Regierung in Algier den Dialog mit der FIS für gescheitert erklärt.

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