: FDP und SPD dementieren Flirt
■ Spekulationen über mögliche Koalition nach der Bundestagswahl heftig zurückgewiesen Bundeshauptausschuß der FDP verabschiedete Wahlkampfplattform
Bonn (ap/dpa) - SPD und FDP haben am Wochenende Spekulationen über eine erneute Annäherung beider Parteien einhellig und heftig zurückgewiesen. SPD– Vorstandssprecher Wolfgang Clement erklärte, für die SPD stünden Koalitions– und Bündnisfragen nicht auf der Tagesordnung. Außenminister Genscher (FDP) erklärte, die Gründe für die Beendigung der sozialliberalen Koalition im Herbst 1982 bestünden fort, „ja, sie sind noch schwer wiegender geworden“. Die SPD habe sich zusehends vom Godesberger Programm und damit auch von der FDP wegentwickelt. Andererseits habe sich gezeigt, daß die Koalition mit der CDU/CSU „große Erfolge“ gebracht habe. Die Gerüchte hatten sich an einem Bericht des Spiegel entzündet. Darin heißt es, Genscher habe Johannes Rau bei einem Treffen Ende August die Zusammenarbeit der FDP für den Fall in Aussicht gestellt, daß Union und FDP bei der Bundestagswahl keine Mehr heit erhalten sollten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bezeichnete diesen Bericht als „abwegig“. Auch SPD–Sprecher Clement erklärte, das Gespräch zwischen Rau und Genscher habe ausschließlich Fragen der Europapolitik gedient. Auch die Grünen meldeten sich zu Wort und meinten, die Neuauflage der sozial–liberalen Koalition in Bonn wäre „keine Wende der Wende, sondern ein Salto rückwärts“. Die SPD müsse klarstellen, ob sie eine rot–grüne Perspektive sehe oder ob sie lieber die Verräter von gestern hofiere. Neben den Koalitonsdementis verabschiedeten die Freien Demokraten am Wochenende ihre Wahlplattform. Der Bundeshauptausschuß der Liberalen nahm das Papier am Samstag in Augsburg mit großer Mehrheit an. Hauptpunkte sind: die Forderung nach einer neuen Phase realistischer Entspannungspolitik, die Ablehnung der Änderung des Grundrechts auf Asyl und eine positive Haltung zur Atomenergie.
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