: „FDP-Politik ist kein Kinderspiel“
■ Liberales Fossil Rainer Funke neuer Chef der Hamburger FDP
Die wilden Zeiten bei der Hamburger FDP sind endgültig vorbei. Auf dem turbulenten Landesparteitag der Elbliberalen im Wilhelmsburger Bürgerhaus stimmte am Dienstag abend die Mehrheit gegen eine Erneuerung der Partei. 71 von 98 Delegierten wählten den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesjustizministerium, Rainer Funke, zum neuen Vorsitzenden. 22 Delegierte votierten gegen ihn, fünf enthielten sich der Stimme. Der 52jährige Jurist löst – knapp zwei Monate nach der FDP-Niederlage bei der Bürgerschaftswahl in der Hansestadt – Robert Vogel ab. Der 74jährige Immobilien-Milliardär war nach dem Ausscheiden der FDP aus der Bürgerschaft noch in der Wahlnacht als Parteivorsitzender zurückgetreten.
Zuvor hatte der Parteitag dem Landesvorstand ein Scherbengericht bereitet: Von 88 Delegierten sprachen nur 42 ihren Vorsitzenden das Vertrauen aus. Das Führungsgremium, darunter auch Rainer Funke als Schatzmeister, trat daraufhin geschlossen zurück. Der Landesvorstand bleibt jedoch geschäftsführend im Amt, bis ein neuer gewählt wird.
Funke, der nur für „eine bestimmte Zeit“ auf dem Chefsessel sitzen will, forderte seine Parteifreunde auf, sich nicht weiterhin „gegenseitig zu zerfleischen. Laßt uns den Hader vergessen.“ Auch Vogel hatte in seiner Abschiedsrede markige Worte gefunden: „Politik ist kein Kinderspiel, selbst FDP-Politik nicht, so sehr es mitunter danach aussehen mag“. Obwohl diese Mahnung des liberalen Übervaters ungehört verhallte, machte Funke unverdrossen auf Optimismus: „Ich möchte ein Team bilden, mit dem wir in die Parlamente wieder einziehen können.“ smv
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