: FDJ sieht Verrat
■ Dresdner Demonstranten werden als „kriminelle DDR–Verräter“ angeprangert / Irritationen über Radio „Glasnost“
Berlin (taz) - In Zeitungsbeiträgen wird die Opposition in der DDR diffamiert und der Zusammenarbeit mit Medien und Geheimdiensten beschuldigt. In einem Artikel der FDJ–Zeitung Junge Welt wird den Dresdner Demonstranten vom vergangen Wochenende vorgeworfen, sie seien „kriminelle DDR–Verräter“. In einem dreispaltigen Kommentar des Neuen Deutschland geht es hauptsächlich um ausgebürgerte DDRler, vor allem um den 1983 aus Jena zwangsweise ausgebürgerten Roland Jahn, der mit anderen weiterhin Kontakt nach Ost–Berlin halte. Jahn, Mitglied der Berliner AL, wird in diesem Zusammenhang „Zusammenspiel mit westlichen Geheimdiensten und Medien“ vorgeworfen. Ihm wird darüber hinaus in dem nichtgezeichneten Kommentar vorgehalten, er inszeniere „auftragsgemäß“ immer „neue Hetz– und Verleumdungskampagnen gegen die DDR“. Es werde damit darauf abgezielt, „die Dialogpolitik der DDR in der internationalen Öffentlichkeit in Frage stellen“. Jahn gegenüber der taz zu den Vorwürfen: „Natürlich bekenne ich mich zu meiner Mitarbeit in der taz und im linksalternativen Sender Radio 100. Im übrigen bin ich gern bereit im DDR–Fernsehen mit dem Kommentator des ND offen zu diskutieren.“ Im ND war Radio „glasnost“ fälschlicherweise dem Schamoni–Sender Radio 100,6 zugeordnet worden, dabei handelt es sich in Wirklichkeit um eine Sendung, die der Westberliner Alternativsender „Radio 100“ einmal im Monat macht.
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