: Explosive Stimmung in Griechenland
■ Ein Toter und mehrere Verletzte nach einer Wahlkampfveranstaltung der Nea Demokratia auf Kreta
Athen (taz) - Eine Woche vor den griechischen Parlamentswahlen ist es am Wochenende zu mehreren Zwischenfällen gekommen, bei denen ein Mensch getötet und vier verletzt wurden. Bis zu der Nacht zu Montag war der Wahlkampf ungewöhnlich ruhig verlaufen. Dann kam es, am Rande eines Auftrittes des Parteivorsitzenden der konservativen Nea Demokratia, Konstantinos Mitsotakis, auf Kreta zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen ein Pasok-Anhänger durch Schüsse getötet wurde. Manolis Jakoumakis war einer von etwa 200 Jugendlichen, die eine Zufahrtsstraße zum Ort der Mitsotakis-Rede blockiert hatten.
Vier weitere Personen erlitten Verletzungen. Der Tat verdächtig sind Sympathisanten der Nea Demokratia, doch wurde bisher noch niemand festgenommen. Die beiden Großparteien beschuldigen sich nun gegenseitig, Urheberin für die gefährliche Polarisierung des Wahlkampfes zu sein. Anlaß zur Verschärfung des Klimas zwischen Pasok und Nea Demokratia war vor wenigen Tagen bereits ein anderer Vorfall: zwei Agenten des griechischen Geheimdienstes hatten die Ausstrahlungen einer Pasok-nahen Fernsehstation mit einem Störsender behindert. Ihre tatsächlichen Auftraggeber sind nach wie vor unbekannt. Die Pasok ortet sie in der Parteizentrale der Nea Demokratia. Die Undurchsichtigkeit dieser Affäre genügte jedoch Ministerpräsident Xenophon Zolotas, den Chef des Geheimdienstes zu entlassen.Für die Pasok bot sich durch die Aktion die Möglichkeit, an Zeiten zu erinnern, als die Rechte mit einem Staat im Staate Kontrolle über Tausende griechischer Bürger ausübte. Mitsotakis fiel es aber nicht schwer, gegen diesen Angriff zu kontern: Er wies darauf hin, daß Andreas Papandreou angeklagt ist, für die illegale Überwachung von Telefongesprächen während der Pasok-Regierung verantwortlich zu sein.
Robert Stadler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen