piwik no script img

Expertenrunde für Problembezirke

■ Die erste von fünf Innenstadtkonferenzen beschäftigt sich mit Bildungspolitik. Auf Einladung von Eberhard Diepgen wird über Sprachprobleme nichtdeutscher Jugendlicher beraten

Die erste von fünf Innenstadtkonferenzen zu innerstädtischen Problemgebieten wird sich am Montag abend mit Bildungspolitik befassen. Auf Einladung des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) werden Bildungsstadträte, Bezirksbürgermeister und Bildungsexperten Ideen sammeln, wie die Sprachkompetenz nichtdeutscher Kinder und Jugendlicher verbessert werden kann. Den Anstoß zu der Konferenz gab der jüngste Sozialstrukturatlas, der für sechs innerstädtische Bezirke eine deutliche Zunahme sozialer Probleme feststellte.

Zu den insgesamt 19 Teilnehmern der Konferenz zählen die drei grünen BildungsstädträtInnen von Kreuzberg, Wedding und Neukölln sowie der PDS-Bildungsstadtrat von Friedrichshain. Neben den Bezirksbürgermeistern von Kreuzberg und Tiergarten (beide Grüne), Wedding (SPD) und Mitte (CDU) sind auch Schulsenatorin Ingrid Stahmer und Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (beide SPD) mit von der Partie. Ergänzt wird die Expertenrunde durch vier SchulleiterInnen aus Kreuzberg, die Ausländerbeauftragte Barbara John, den Bildungsexperten des Türkischen Bundes, Safter Cinar, und Rolf-Peter Löhr vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu).

Im Vorfeld der Gesprächsrunde war Kritik an der Einladungspolitik der Senatskanzlei laut geworden. Die Bezirke Friedrichshain, Charlottenburg und Schöneberg hatten sich darüber beklagt, daß sie nicht eingeladen wurden. Aus der Senatskanzlei hieß es dazu, man habe gezielt Personen eingeladen, die bereits früher Ideen zu dem Thema unterbreitet hätten. Wenn die Runde zu groß sei, komme nichts dabei heraus. Zu den noch folgenden Gesprächen zu den Themen Wirtschaft, Wohnumfeld, Arbeitslosigkeit und Innere Sicherheit werden jeweils Experten und Fachpolitiker aus den Bezirken und dem Senat eingeladen.

„Ideal wäre, mit gezielten Maßnahmen in einem Stadtteil eine Trendwende herbeizuführen, die dann auf andere Problemquartiere ausstrahlt“, hieß es aus der Senatskanzlei. Noch ist allerdings unklar, wie die Ideen umgesetzt werden. „Das muß noch besprochen werden“, so Senatsprecher Michael Butz. Zur Finanzierung sollen Haushaltsmittel gutsituierter Bezirke zugunsten von Bezirken mit Problemgebieten umgeschichtet werden. Gedacht ist an eine Summe von 20 bis 50 Millionen Mark.

Ein konkretes Projekt will Rolf- Peter Löhr vom Difu vorschlagen: Schülerclubs sollen für 8- bis 14jährige eine Anlaufstelle vor und nach der Schule bieten. Kinder mit zwei berufstätigen Elternteilen könnten dort mit Frühstück und Mittagessen versorgt werden, aber auch ihre Freizeit gestalten. 26 solcher Modellprojekte gibt es bereits in Berlin. Es fehle aber oft an Personal. Meist gebe es nur eine Sozialpädagogin, die von ABM-Kräften unterstützt werde. Zudem müsse es eine stärkere Kooperation zwischen Schulen und der Jugendhilfe geben. Dorothee Winden

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen