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Expertengriffe

Über die Beschneidung von Frauen in Somalia und die Erfahrungen beschnittener Frauen in den USA  ■ Von Saida Hersi

Rahma war ganz aufgeregt. Ihr Mann hatte einen Stipendienaufenthalt an einer amerikanischen Universität gewonnen, und sie sollte ihn begleiten. Das bedeutete, daß sie ihr Kind — ihr erstes — in den USA zur Welt bringen würde. Dort hätte sie die beste medizinische Versorgung, die sich denken läßt.

Allerdings gab es ein Problem mit ihrer Mutter, die nicht wollte, daß Rahma in die Vereinigten Staaten ginge. Rahma wußte nicht so genau, was ihre Mutter dagegen hatte, aber zum Teil war es sicher die Angst, Rahma zu verlieren, wenn sie sie jetzt gehen ließe. Sie hatte es ja bei den anderen Töchtern gesehen, die ins Ausland gingen: die meisten kamen überhaupt nicht mehr zurück, und die, die wiederkamen, blieben nur zu einem kurzen Besuch. Und sie ließen jeden wissen, daß sie die Sitten ihrer Heimat abgelegt und die der anderen Welt angenommen hatten: sie malten sich die Münder und Gesichter an, trugen westliche Kleider und liefen in der Stadt herum, lachend und mit ausländischen Liedern auf den Lippen; sie sprachen in einer fremden Sprache oder warfen wenigstens immer ein paar Brocken davon ein, wenn sie einmal die Muttersprache sprachen; und überhaupt benahmen sie sich, als ob sie allen, die zu Hause geblieben waren, überlegen seien. Ihre Mutter schien sich auch darüber Sorgen zu machen, daß Rahma ihr Baby in Amerika kriegen sollte. Rahma hatte ein ums andere Mal versucht, sie davon zu überzeugen, daß es dafür keinen Grund gab, sie würde gewiß die beste aller medizinischen Versorgung kriegen. Probleme, wenn es überhaupt welche geben sollte, würden eher zu Hause als dort entstehen. Aber es half alles gar nichts. Ihre Mutter hörte nicht auf, sie mit Horrorgeschichten zu bombardieren, die sie von somalischen Frauen gehört hatte, die aus den Staaten zurückgekommen waren. Schreckliche Dinge waren ihnen in diesem amerikanischen Krankenhäusern passiert, und vor allem dann, wenn sie dort entbunden hatten.

Wie alle Frauen ihrer Gegend war Rahma beschnitten, und laut ihrer Mutter bedeutete das für die Entbindung gräßliche Schwierigkeiten — es sei denn, eine Hebamme sei zur Stelle, die sich damit auskannte. Ihre Mutter war fest überzeugt, daß amerikanische Ärzte, die keine Erfahrung mit beschnittenen Frauen hatten, einfach nicht wüßten, was zu tun sei.

Rahma hatte sich nie lange bei dem Gedanken aufgehalten, daß sie als Vierjährige beschnitten worden war, neunzehn Jahre waren seitdem vergangen. Aber das hieß nicht, daß sie sich nicht erinnerte.

Angefangen hatte es nicht mit ihrem eigenen Beschneidungsfest, sondern mit dem ihrer Schwester, die damals neuen Jahre alt war. Sie erinnerte sich an die Aufregung, die an jenem Morgen das ganze Haus ergriffen hatte. Ganz viele Frauen waren da, Verwandte brachten Geschenke: Süßigkeiten, Kuchen, verschiedene köstliche Getränke und kleine Schmuckstücke. Und ihre Schwester stand im Zentrum all dieser Aufmerksamkeit. Rahma war eifersüchtig und fühlte sich ausgeschlossen. Was immer sie mit ihrer Schwester vorhatten, sie wollte es auch haben. Sie weinte und schrie und bettelte solange darum, bis die Frauen um ihre Mutter nachgaben und ihr versprachen, daß auch sie an die Reihe käme. In ihren Gedanken war kein Platz für Angst: alles, woran sie denken konnte, war, daß sie haben wollte, was auch ihre Schwester kriegte, damit auch sie Geschenke bekommen und Gegenstand der Aufmerksamkeit werden würde.

Sie erinnerte sich an die Vorbereitungen, die Nähe dieser vielen Frauen, alle weiblichen Verwandten waren da. Sie legten sie auf einen kleinen Tisch, auf den Rücken. Zwei Frauen, eine links, die andere rechts, hielten sie vorsichtig aber bestimmt nieder mit der einen Hand, und griffen mit der anderen nach den Beinen, die sie weit auseinanderspreizten. Eine dritte Frau, die hinter ihr stand, drückte ihre Schultern nieder. Eine weitere Frau wusch ihr Genital mit einer Melange aus melmel und hildeed, einer traditionellen Medizintinktur. Das fühlte sich angenehm kühl an. Neben ihr spielten mehrere Frauen auf Blechtrommeln. Was Rahma nicht wußte, war, daß der Lärm der Trommeln ihre Schreie übertönen sollte.

Das letzte, an was sie sich erinnerte, war, wie eine Frau sich mit einem kleinen Messer in der Hand über sie beugte. Der nächste Augenblick war eine Explosion wilden Schmerzes in ihrem Schritt, heißer wütender Schmerz, der ihren Schrei klingen ließ wie den eines Kaninchens, wenn sich die Stahlzähne der Falle in seine Läufe schlagen. Aber der Höllenlärm der Trommeln, der zu einem betäubenden Crescendo angeschwollen war, ließ ihre Schreie untergehen, und die Frauen, die sie niederhielten, überwältigten mit Expertengriff ihren Körper, der sich wie eine straff gespannte Feder bäumte, in dem Versuch, zu entkommen. Sie muß dann wohl ohnmächtig geworden sein, denn sie erinnerte sich nicht an den Fortgang dieser Operation, bei der alle äußeren Teile ihres kleinen Geschlechts weggeschnitten wurden, Lippen, Klitoris und alles, und bei der die in dieser Verwüstung jetzt frei liegende Öffnung mit einem Dorn vernäht wurde, so daß nur ein hirsekorngroßes Loch übriggeblieben war.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf ihrer Matte in der Schlafecke; sie fühlte einen heißen Schmerz zwischen ihren Beinen. Die kleinste Bewegung verschlimmerte den Schmerz, so daß ihr unwillkürlich Tränen aus den Augen quollen. Sie erinnerte sich daran, wie sie versucht hatte, vollkommen still zu liegen, um den Schmerz nicht noch schlimmer zu machen.

Noch lange Zeit nach dieser Operation hatte sie sich nur wie ein Krüppel fortbewegen können: ihre Hüften waren fest einbandagiert, so daß sie ihre Beine nur von den Knien abwärts bewegen und nur allerkleinste Schritte machen konnte. Jeder konnte an ihrem Gang ablesen, was mit ihr geschehen war.

Und sie erinnerte sich, wie sie sich vor jedem Pinkeln fürchtete. Sie mußte sich dafür richtig setzen, denn mit ihren bandagierten Hüften konnte sie sich nicht hinhocken. Um den Schmerz zu lindern, der mit dem Urinieren durch diese rohe Wunde und die Enge der winzigen Öffnung verbunden war, goß man warmes Wasser darüber, während sie pinkelte. Und trotzdem hatte es ihr jedesmal die Tränen in die Augen getrieben. Mit der Zeit ließ der Schmerz etwas nach, aber der Gang zur Toilette war für sie seither immer und wohl auf ewig mit dem Gefühl von etwas Schmerzhaftem verbunden.

Sie erinnerte sich daran, daß man ihr erzählt hatte, sie habe nur drei Stiche gebraucht. Wenn sie älter gewesen wäre, hätte sie vier oder sogar fünf Dornstiche gebraucht, um richtig zugenäht zu sein. Es gibt feste Normen für die Öffnung eines Mädchens: eine Öffnung von der Größe eines Reiskorns gilt als ideal: Hirsekorngröße ist annehmbar. Sollte sich jedoch herausstellen, daß die Öffnung sogar maiskorngroß war, dann mußte das arme Mädchen die ganze Prozedur noch einmal erleiden. Das war ihrer Schwester passiert; sie selber war also glücklich zu schätzen. Als die Frauen, die ihre Öffnung inspizierten, in den schrillen mash-harad-Schrei ausbrachen, mit dem die Frauen ihrer Kultur Freude oder Anerkennung ausdrücken, wußte Rahma, daß es gleich beim ersten Mal geklappt hatte.

In Rahmas Kultur wird die Beschneidung als Hygienemaßnahme gerechtfertigt, aber Rahma war sich ganz sicher, daß es nur darum ging, die Jungfräulichkeit der Frauen zu bewahren. Wozu sonst dieses Bestehen auf einer Öffnung nicht größer als ein Hirsekorn, die gerade so reicht, um Urin und Menstruationsblut passieren zu lassen? Eine so winzige Öffnung widersprach gerade jeder Regel von Hygiene. Nein, wenn die Beschneidung, wie sie in ihrer Gegend praktiziert wurde, überhaupt einen Sinn hatte, dann war es der, das Hymen zu schützen. In ihrer Gesellschaft machte man ein solches Wesen um die Jungfräulichkeit, daß kein Mädchen, das nicht mehr Jungfrau war, je auf eine respektable Heirat hoffen konnte. Nichts war angeblich schlimmer für das Ego eines Mannes, als in der Hochzeitsnacht zu entdecken, daß seine Braut nicht mehr Jungfrau war.

Rahma wußte, daß es Brauch war — außer beim ersten Kind —, alleine zu entbinden; die Frau stand dabei aufrecht und hielt sich an einem herunterhängenden Seil fest. Aber beim ersten Mal brauchte sie Hilfe, — jemand mußte die Öffnung so weit aufschneiden, daß ein Kind hindurchging. Und das war natürlich, was ihrer Mutter Sorgen machte. Sie glaubte nicht, daß ein amerikanischer Arzt den richtigen Schnitt machen konnte. Wie sollte er ohne jede Erfahrung mit beschnittenen Frauen wissen, daß die kleine Öffnung nach oben hin geschnitten werden mußte? Womöglich würde er nach unten und oben schneiden, vor allem, wenn der Kopf des Kindes etwas größer war. Wie sollte er wissen, daß ein Schnitt Richtung Anus bei zukünftigen Entbindungen Probleme verursachen würde, ja, ganz notwendig zu solchen Problemen führen müßte? Und er hätte natürlich keine Ahnung, daß die Frau sofort nach der Entbindung wieder zugenäht werden muß. Denn es war — darauf bestand Rahmas Mutter — sehr gefährlich, eine beschnittene Vagina offen zu lassen.

Als klar war, daß all ihre Warnungen Rahma nicht beeindrucken konnten, beschloß ihre Mutter, die letzte Trumpfkarte zu spielen: das Kur, ein traditionelles Fest, das meistens im neunten Schwangerschaftsmonat veranstaltet wird, um göttlichen Segen für Mutter und Kind zu erflehen. Freunde und Verwandte kamen zu solchen Festen und wünschten Glück. Und ihre Mutter hatte jetzt vor, zwei Frauen einzuladen, die angeblich schlechte Erfahrungen mit amerikanischen Ärzten gemacht hatten. Sie sollten darüber sprechen, und Rahma würde hoffentlich dadurch umgestimmt.

Das Kur-Fest wurde im Haus ihrer Mutter gefeiert. Als der rituelle Teil vorbei war und alle Gäste ihre Glückwünsche angebracht hatten, ließen sich einige ältere Frauen — offenbar angestachelt von ihrer Mutter — an Rahmas Seite nieder und versuchten zu erreichen, was ihrer Mutter nicht gelungen war: sie zu überreden, ihre Fahrt wenigstens bis nach der Geburt zu verschieben.

Aber auch sie hatten keinen Erfolg, Rahmas Miene zeigte das unmißverständliche an. Also signalisierte ihre Mutter den beiden eigens eingeladenen Frauen, daß sie jetzt von ihren Erfahrungen berichten sollten. Die erste hieß Hawa. Sie hatte als Studentin zwei Jahre in den Staaten gelebt, und sie sprach nun über die Probleme, mit denen beschnittene Frauen zu kämpfen haben, in einer Gesellschaft, die die Beschneidung von Frauen selbst nicht praktiziert. „Immer wenn die Leute herausfanden, woher ich komme, nervten sie mich mit Fragen nach weiblicher Beschneidung“, flüsterte sie. „Um dem schließlich zu entgehen, habe ich dann immer gesagt, ich sei selber nicht beschnitten und könnte ihnen deshalb nichts darüber erzählen. Aber auch das hielt sie meistens nicht davon ab, mich weiter mit ihrem Gefrage zu belästigen.“ Das Thema Beschneidung, so sagte sie, sei für sie eine ständige Quelle der Verlegenheit gewesen, so lange sie dort war.

Dann sprach sie über ihre Erfahrung mit einer Frauenärztin. Sie hatte die gynokologische Untersuchung so lange herausgeschoben, wie irgend möglich, aber irgendwann ging es nicht mehr. Dann sah sie sich nach einer Frau um, weil sie dachte, sie würde sich mit einer Frau dabei wohler fühlen. Und sie fand auch eine Frau.

Die Ärztin begann mit der Untersuchung, und Hawa hörte, wie sie nach Atem rang. Die ersten Laute des Erschreckens mündeten schließlich in ein Stottern, aus dem sich endlich Fragen formten. Die Ärztin wollte wissen, ob Hawa sich verbrannt oder verbrüht habe. Hawa zeigte durch ein Kopfschütteln an, daß weder das eine noch das andere zutraf. Dann fragte die Ärztin, ob sie vielleicht eine Krebsoperation oder etwas ähnliches gehabt habe, bei der der äußere Teil ihres Geschlechtes habe entfernt werden müssen. Hawa verneinte auch das, und um weiteren Fragen zuvorzukommen, fügte sie schnell hinzu, daß die Verstümmelung, die ihre Ärztin so rätselhaft zu finden schien, von einer Beschneidung herrühre. Danach fuhr die Ärztin mit der Untersuchung ohne weitere Fragen fort. Als sie fertig war, wandte sie sich an Hawa und murmelte mehr zu sich selbst als zu Hawa: „Das hat mich eben verwirrt. Nehmen Sie mir mein Unwissen nicht übel. Ich habe über Beschneidung gelesen und davon gehört, aber Sie sind die erste beschnittene Frau, die ich in meiner Praxis getroffen habe. Ich wußte nicht, daß es das immer noch gibt, und auch nicht, daß es so radikal ist. „Wissen Sie“, fuhr sie dann nach einer längeren Pause fort, „ich kann absolut nicht begreifen, warum Ihre Kultur ihren Frauen das antut. Geschlechtsverkehr kann für eine Frau, die derart verwüstet ist, nichts Schönes mehr sein. Vielleicht ist das der Grund, warum es gemacht wird: damit man absolut sicher sein kann, daß Sexualität für die Frauen nichts mehr mit Genuß zu tun hat, und was für eine Qual muß es für eine derartig zugenähte Frau sein, ein Kind zu kriegen.“ Hawa sagte, sie habe auf dem Rückweg von der Gynäkologin daran denken müssen, wie recht die Ärztin gehabt hatte mit ihrer Bemerkung, daß Sex für beschnittene Frauen nichts Schönes sei. Sie habe sich daran erinnert, wie schrecklich es wehgetan hatte, beim ersten Mal mit ihrem Mann. Und es hatte eigentlich nie aufgehört weh zutun, auch als sie sich schon lange daran gewöhnt hatte. Sie wußte natürlich, daß für die meisten Frauen ihrer Gesellschaft Sex etwas war, was nicht genossen sondern erlitten werden mußte. Wie sollten sie auch Lust empfinden, wenn alle empfindlichen Teile ihrer Weiblichkeit weggeschnitten sind?

Sie habe sich, erzählte Hawa weiter, auf dem Gang nach Hause wie ein Monster gefühlt: was von ihrem Geschlecht übrig war, mußte ziemlich gruselig aussehen, wenn selbst einer Ärztin bei diesem Anblick die Luft wegbleibt. Ja, warum wurde ihnen das von ihren Leuten angetan? Milliarden Frauen auf der Welt gehen durchs Leben, wie Gott sie geschaffen hat, ganz und unverstümmelt. Warum konnte ihre Kultur sie nicht so lassen? Es kam ihr so vor, daß zumindest in diesem Fall der Versuch der Menschen, die Natur zu korrigieren, eine furchtbare Katastrophe war.

Dahabo, die zweite der beiden Frauen, schien die Beschneidung an sich zu akzeptieren. Sie meinte aber, daß sofort Probleme entstehen, wenn eine beschnittene Frau in einem Teil der Welt lebt, in dem Beschneidung nicht praktiziert wird. Auch sie hatte in Amerika gelebt. Auch sie hatte ihre Begegnungen mit amerikanischen Ärztinnen gehabt. Ausführlich erzählte sie von der ersten dieser Begegnungen. Ihre erste gynäkologische Untersuchung wurde, wie bei Hawa, von einer Frau durchgeführt; immerhin war ihrer Ärztin etwas klarer gewesen, was Beschneidung ist. Aber auch hier war sie selber die erste beschnittene Frau gewesen, die die Ärztin gesehen hatte. Dahabo erzählte, wie die Ärztin sie nach der Untersuchung regelrecht vernommen habe:

„Bekamen sie irgendeine Betäubung verabreicht, als Sie beschnitten wurden?“

„Nein, das nicht, aber ich fühlte keinen Schmerz, weil ich ohnmächtig wurde und während der ganzen Operation ohne Bewußtsein war.“

„Werden bei Ihnen bis heute Beschneidungen durchgeführt?“

„Ja. Ich habe es bei meiner fünfjährigen Tochter gerade machen lassen, bevor wir hierherkamen.“

„Irgendwelche Unterschiede zwischen Ihrer Operation und Ihrer Tochter?“

„Keine: dieselbe Frau, die es bei mir machte, machte es auch bei ihr.“

Und dann passierte etwas, das, wie Dahabo ihren Zuhörerinnen mitteilte, sie sehr erstaunte: ihre Ärztin, deren Augen sich mit Tränen gefüllt hatten, brach in lautes Schluchzen aus, während sie die Tür für ihre Patientin schon öffnete, um sie hinaus zugeleiten. Dahabo sagte, sie habe nie verstanden, warum ihre Ärztin geweint habe. Rahma begriff sehr gut, warum dieser Frau die Tränen gekommen waren. Sie selbst war ja den Tränen nahe, als sie das Haus ihrer Mutter verließ und sich auf den Heimweg machte. Sie fragte sich, wie lange die Frauen ihrer Kultur diese sinnlose Verstümmelung noch würden erdulden müssen. Sie wußte, daß die Beschneidung der Frauen nichts anderes war, als ein greulicher Brauch, der aus dem alten Ägypten kam und nicht, wie man sie glauben machte, eine religiöse Pflicht war. Der Islam schrieb Beschneidung nur für Männer vor.

Das Kur-Fest hatte nicht erreichen können, worauf ihre Mutter gehofft hatte. Rahma war fester entschlossen als je zuvor, ihren Mann in die Vereinigten Staaten zu begleiten. Das Problem mit ihrer Mutter verschwand dadurch natürlich nicht, und bestimmt war es so, daß sie nur das Beste für sie wollte; aber darüber, was das Beste für sie war, hatte Rahma ihre eigenen Ideen. Und sie war und blieb davon überzeugt, daß eine Geburt in den USA für sie und das Baby das Beste sei. Sie hätte für diese Reise so gerne den Segen ihrer Mutter gehabt — aber wenn das unmöglich war, so würde sie eben ohne ihn gehen.

Sie hatte die Beschneidung immer schon gehaßt. Jetzt haßte sie sie stärker als jemals zuvor. Ihrer Tochter jedenfalls würde sie das nicht mehr antun.

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