: Exotica und Spektakel
■ Bei der Präsentation des Japan-Pop-Samplers Sushi 4004 legt Tomoyuki Tanaka Spaß-House auf
Japanische Musiker besitzen im Pop Narrenfreiheit. Wie mittlerweile jeder Dance-Dodl weiß, ist die kleine Inselgruppe ganz rechts außen auf der Weltkarte stilistisch immer voll mittendrin, wenn es um das Kredenzen von Clubkultur geht. Das Berliner Label Bungalow veröffentlicht zwei Jahre nach Sushi 3003 ihren zweiten Entwurf zum Thema Jet Set im Jap-Pop-Gewand, das einer nachvollziehbaren Zahlenlogik zufolge mit dem numerischen Zusatz „4004“ versehen wurde. Einmal mehr wird der Dancefloor zu einem Königreich aus Exotica und Spektakel.
Begriffe aus der Aufklärungszeit des Pop wie Authentizität werden auch im Jahr 1 nach Tamagotchi aus Prinzip und dank umwerfender Software umdüst. Was hier herrscht, ist die künstlerische Selbstbedienung. Die Stile sind so frei wie die Luft, die von allen gleichzeitig geatmet werden darf. Und als guter Nippon-Sampler wartet auch Sushi 4004 mit einer digitalen Staubsaugerwelt aus Noise, Airport und Future Listening auf – allen voran bekannte Pop-Prosaisten wie Pizzicato Five und Cornelius.
Vor allem aber erhellen die süßlichen und unwiderstehlichen Samba-Verdreher von Hi-Posi und Collette das westliche Firmament mindestens genau so doll, wie Kahimi Karie und Oh! Penelope leichte Poplieder in ein Blumenmeer verwandeln. Fantastic Plastic Machine-Mitglied Tomoyuki Tanaka wird bei der Release-Party des Samplers im Europa-T-Shirt Spaß-House und Break-Beats zu urbanen Videos auflegen. Viele schöne Spielerein um Stil und Synthetik.
Oliver Rohlf
DJs Le Hammond Inferno, Maxwell Implosion: Fr, 21. August, 23 Uhr, Hafenklang
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen