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Ex-Präsident Roh spricht von Scham

■ Südkoreas Schmiergeldskandal erreicht neue Qualität

Seoul/Peking (AFP/wps/dpa) Der Skandal um den Schmiergeldfonds des ehemaligen südkoreanischen Präsident Roh Tae Woo hat gestern einen theatralischen Höhepunkt erreicht: In einer landesweit übertragenen Fernsehansprache gab Roh zu, während seiner Amtszeit von 1988 bis 1993 umgerechnet 900 Millionen Mark beiseite geschafft zu haben. „Ich, Roh Tae Woo, erhebe mich vor dem Volk, um demütig zu bekennen, daß ich in einem Geheimfonds Geld angehäuft habe. Ich schäme mich und bin voller Reue“, erklärte der Ex-Staatschef. Übriggeblieben seien nur umgerechnet 250 Millionen Mark.

Von wem er die Millionen erhalten hat und wofür es verwandt wurde, wollte Roh jedoch nicht genau sagen. Nur soviel: Das Geld stamme aus Wirtschaftskreisen und sei für politische Zwecke genutzt worden. Die südkoreanische Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Roh, nachdem immer wieder Korruptionsbeschuldigungen gegen ihn erhoben wurden. Bislang konnte aber auf verschiedenen Geheimkonten nur ein kleiner Teil dieser Summe sichergestellt werden.

Die oppositionelle Demokratische Partei forderte sofort, den Ex- Präsidenten in Haft zu nehmen, um aufzuklären, was mit dem Geld geschah, und beschuldigte den gegenwärtigen Präsidenten Kim Young Sam, mit seinem Vorgänger unter einer Decke zu stecken. Allerdings hatte Oppositionsführer Kim Dae Jung noch kurz vor Rohs Geständnis zugegeben, ebenfalls 3,45 Millionen Mark für die Präsidentschaftskampagne 1992 von Roh erhalten zu haben. Die Zahlung sei „ohne Bedingungen“ erfolgt. Den Oppositionsführer verbindet eine langjährige Rivalität mit dem erfolgreicheren Kim Young Sam, dem er vorwarf, auch „mehrere Millionen Dollar“ erhalten zu haben. Das solle der Präsident nun zugeben, fügte er hinzu. Kim Young Sam befindet sich in den USA und wird heute in Seoul zurückerwartet.

Die regierende Liberaldemokratische Partei forderte die Bevölkerung nach der gestrigen Fernsehansprache auf, Rohs Entschuldigung „positiv“ aufzunehmen. An der Börse stiegen die Kurse, offenbar aufgrund der Vermutung, die wirtschaftspolitischen Auswirkungen des Skandals würden durch Rohs Geständnis begrenzt bleiben.

Ein südkoreanischer Oppositionspolitiker hatte am Mittwoch erklärt, Roh habe im Jahr 1991 mindestens 100 Millionen US-Dollar Bestechungsgelder dafür erhalten, daß sich seine Regierung für die Anschaffung von F-16-Kampfflugzeugen der US- Firma General Dynamics zum Preis von sechs Milliarden Dollar entschied. Das Dementi der Firma kam umgehend. li

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