: Ex-Junkies könnenarbeiten
■ Substituierten-Selbsthilfe fordert mehr Rechte und Arbeitsplätze
Als Substituierter sei er nicht arbeitsfähig, erfuhr Volker Sauer (*) beim Arbeitsamt. Drei Jahre er in der Straffälligenbetreuung gearbeitet. Das Sozialamt empfahl ihm, gegen diesen Bescheid Widerspruch einzulegen. Bei der folgenden amtsärztlichen Untersuchung versicherte ihm der Arzt mündlich Arbeitsfähigkeit. Zwei Monate ist das her. Volker Sauer lebt immer noch von der Sozialhilfe.
Wie Substituierte in den Arbeitsalltag reintegriert werden können, war gestern das wichtigste Anliegen beim Tag der offenen Tür der „Selbsthilfegruppe von regelmäßigen, substituierten, gelegentlichen und ehemaligen Drogengebrauchern“ (J.E.S.). Viele Substituierte sind anfangs nicht in der Lage, die für eine Arbeit nach BSHG 19 erforderlichen fünf Stunden pro Tag zu arbeiten. „Hier sind neue Regelungen nötig“, fordert Ullrich Meidt, Vorsitzender der J.E.S. Seit kurzem säubern die Substituierten die Halteplätze des Methadonbusses. Das sei immerhin ein Anfang. „Für sowas sind sich die Substituierten nicht zu fein“, sagt Meidt.
Die bislang einzige Anlaufstelle für arbeitssuchende Substituierte ist die städtische „Werkstatt Bremen“. Sie vermittelt den Ex-Junkies Prämienjobs, soweit möglich. Sie arbeiten fünf Stunden am Tag für zehn Mark. Meistens mündet diese Prämienarbeit in ein reguläres Arbeitsverhältnis. So arbeiten Substituierte zum Beispiel in der Straffälligenbetreuung, im Recyclinghof, aber auch im Cafe der J.E.S. Die Vertreterin der Werkstatt Bremen sieht es nicht gern, wenn die Substituierten für Stundenlohn arbeiten: Die Prämienarbeit wird unattraktiv, wenn für Reinigungsarbeiten pro Stunde genausoviel gezahlt wird, wie sonst für einen Tag.
Die Gesellschaft habe immer noch Vorurteile gegenüber Ex-Junkies: Sie seien arbeitsscheu und unzuverlässig. Das stimme nicht, sagt Meidt. Und das könne auch Menschen treffen, die schon erfolgreich vermittelt worden sind. So wie Volker Sauer. J.E.S. wehrt sich gegen solche Vorurteile und will sie durch ihre Arbeit abbauen. Außerdem versteht sich J.E.S als Anlaufstelle für alle Betroffenen.
Seit Anfang dieses Jahres arbeitet eine ausgebildete Buchhalterin für den J.E.S. Ihr sei es vor allem zu verdanken, daß seit den Vorstandswahlen eine schnelle Verbesserung der Arbeit der Selbsthilfegruppe möglich gewesen sei, sagte Meidt gestern. (*) Name geändert
kaba
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