■ DDR-Sport: Ewalds Verlockungen
„Wenn Helmut Schön mit seinem Dresdner SC einfach in den Westen abhaut, holen wir uns eben Max Morlock und den 1. FC Nürnberg.“ So ungefähr dachte Manfred Ewald, Mitte der 50er Jahre Vorsitzender des staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport der DDR. Aber er fing die Sache falsch an. Anstatt dem Weltmeister einfach eine Lottoannahmestelle anzubieten, lockte er, wie ein Mitarbeiter der Gauck-Behörde jetzt enthüllte, mit finanziellen Mitteln und Wohnraum. So war ein Fußballspieler selbst in jenen Tagen natürlich nicht zu ködern. Bessere Karten hatte die Stasi bei Vertretern von Sportarten, mit denen damals im Westen kein Pfennig zu verdienen war. Der Sprinter Heinz Fütterer bestätigt, daß er mehrfach angesprochen wurde, den „Himmel auf Erden“ versprochen bekam – im Sozialismus ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit – „am Ende“ jedoch ablehnte. Erfolg hatte man bei den Radspitzenfahrern Emil Reineke und Wolfgang Grupe, denen ein Studium in Leipzig finanziert wurde.
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