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Evangelische Kitas schlagen Alarm

■ 1.300 Ablehnungen für 1995/6 / Kirche muß sparen

Ab 1.1.1996 gilt der „Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz“, absehbar fehlen in Bremen noch 3.000 Plätze - aber das kümmert in der Politik niemanden. „Wir sehen unter den Parteien überhaupt keine Bündnispartner in dieser Sache mehr“, beklagt sich die Ilse Wehrmann von der Evangelischen Kirche. Am 25. April will der Landesverband der evangelischen Kindertagesstätten deswegen von den Politikern auf einem Podium Rede und Antwort verlangen.

Für die Kirche weiß Frau Wehrmann, wie es weitergeht: 4.741 Anmeldungen gibt es für das kommende Kita-Jahr bei der Kirche, 3.167 Plätze stehen zur Verfügung - über 1.300 Ablehnungen wird es demnach geben. Die Kirche hatte sich verpflichtet, 250 neue Kita-Plätze zu schaffen - alle Vorschläge der Kirche für Standorte wurden aber abgelehnt, weil dort angeblich „kein Bedarf“ sei. Investitionsmittel über die derzeit im Bau befindlichen Kitas hinausgehend sind nicht vorgesehen. „Das wollten die wohl aussitzen“, ist Wehrmanns Interpretation,

Keine Einigung ist auch beim Streit um die Spielkreise in Sicht. Die Kirche finanziert „Spielkreise“, die wie etwa in Oberneuland (80 Kinder) oder der Jona-Gemeinde (60 Kinder) die Betreuung an 5 Tagen wie in einer Kita gewährleisten. Spielkreis-Plätze werden mit berechnet, wenn die Stadt ihre Kita-Versorgung beziffert. Zuschuß der Stadt für die Kirchengemeinden: Null. Und wenn die Kirche anfragt, ob man nicht solche 5-Tage-Spielkreise in eine „Kita“ umbennen kann, dann bekommt sie zur Antwort: In dem Stadtteil ist „kein Bedarf“.

So kann das nicht weitergehen, findet Ilse Wehrmann. Und das wird die evangelische Kirche in 14 Tagen auf ihrem „Kirchentag“ voraussichtlich auch förmlich beschließen: 10 Millionen schießt die Kirche bisher jährlich für die von ihr betriebenen Kita-Einrichtungen zu, das sind 10 Prozent des - sinkenden - Kirchenetats. dem Kirchentag liegt ein Antrag vor, diese 10 Prozent festzuschreiben „dann werden auch Einrichtungen geschlossen werden müssen“, fürchtet Wehrmann.

Wenn dann die Stadt das Recht auf einen Kita-Platz dadurch einlöst, daß die Gruppengröße erhöht wird, dann verkommt die Arbeit zur „reinen Aufbewahrung“, fürchtet Pfarrer Strudthoff. K.W.

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