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Europawahl-Aufruf für Alexis TsiprasDer? So? Wirklich?

Intellektuelle erklären ihre Unterstützung für Alexis Tsipras. Er stehe für den Kampf der europäischen Linken. Wirklich? Ein Pro und Contra.

Ist er die Unterstützung der europäischen Links-Intellektuellen wert? Spitzenkandidat der europäischen Linksparteien, Alexis Tsirpas Bild: dpa

Der Aufruf

H undert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs und siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs steht Europa an einem Scheideweg. Der gegenwärtigen neoliberalen und autoritären Politik muss dringend Einhalt geboten werden, sonst steht Europa und der Welt eine Katastrophe bevor: der weitere Zerfall der Demokratie, zunehmende Armut und Ungleichheit, Zerstörung der Umwelt, das unausweichliche Erstarken rechtsextremer und faschistischer Kräfte, die ihren Nährboden in der Verzweifelung über Arbeitslosigkeit und Armut finden.

Die Unterzeichner

Tariq Ali (Autor), Athena Athanasiou (Politikwissenschaftlerin), Etienne Balibar (Philosoph), Joanna Bourke (Historikerin), Wendy Brown (Politikwissenschaftlerin), Judith Butler (Philosophin), Drucilla Cornell (Politikwissenschaftlerin), Jodi Dean (Medientheoretikerin), Costas Douzinas (Rechtswissenschaftler), Doug Henwood (Journalist), Martijn Konings (Wirtschaftswissenschaftler), Johann Kresnik (Choreograf), Doreen Massey (Geografin), Sandro Mezzadra (Politikwissenschaftler), Chantal Mouffe (Politikwissenschaftlerin), Bruce Robbins (Literaturwissenschaftler), Jacqueline Rose (Sprachwissenschaftlerin), Leo Panitch (Politikwissenschaftler), Frances Fox Piven (Sozialwissenschaftlerin), Adolphe Reed (Politikwissenschaftler), Lynne Segal (Psychologin), Enzo Traver (Politikwissenschaftler), Hilary Wainwright (Soziologin), Slavoj Zizek (Philosoph)

Die Europäische Union muss zu ihren ursprünglichen Ideen von Frieden, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit zurückfinden. Ganz allgemein braucht und verdient die Europäische Union einen „New Deal“, der den von Liberalen und Sozialdemokraten verratenen Prinzipien der Freiheit, Gleichheit und Solidarität eine neue Grundlage verschafft.

Dass Alexis Tsipras, Vorsitzender der griechischen Partei der radikalen Linken, Syriza, für den Vorsitz der Europäischen Kommission kandidiert, ist von großer symbolischer Bedeutung. Griechenland war das Versuchskaninchen in einem groß angelegten neoliberalen Experiment, das zu einer offensichtlichen humanitären Krise geführt hat.

Die Nominierung von Tsipras als Kandidat der Europäischen Linken lässt etwas hoffen, dass dem Neoliberalismus und dem Autoritarismus Einhalt geboten werden können.

Pro

Genau so. Alexis Tsipras ist die Unterstützung der linken Kulturtheoretiker und -schaffenden wert. Sie tun recht daran, dazu einen knappen Aufruf zu veröffentlichen. Die VortänzerInnen der Postmoderne haben symbolisches Kapital zu verlieren, und das interessierte Volk weiß das zu würdigen. Wer gern liest, wird auch den Weg zu ausführlicheren Analysen finden.

Aber es ist Wahlkampf, da ist Verkürzung nicht nur den Partei-Strategen erlaubt. Der Grieche Tsipras ist als Spitzenkandidat der europäischen Linksparteien die Gegenfigur zum Griechenland- und Eurorettungskurs. Dieser wird von Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel vorgegeben. Selbst diejenigen aber stempeln Tsipras zur Unperson, die wissen, dass die Troika-Krisenbewältigung die Falschen bestraft.

Dabei werden die Spitzenkandidaten mit doppelter Elle gemessen. Der Konservative Jean-Claude Juncker, diese Marionette Merkels, sagt nur "Wachstum" und "Wohlstand": Niemand stößt sich dran. Der Sozialdemokrat Martin Schulz beklagt - zu Recht - das Auseinanderbrechen Europas: Keiner fragt ihn nach der Rolle seiner Partei. Tsipras aber, der ist bloß, oh pfui, ein Populist. Hier spielt die Symbolpolitik, und darüber weiß die Akademie Bescheid.

Seit Jahrzehnten jammert die Presse, dass die Intellektuellen sich aus der Politik heraushalten, zu feige und zu faul für den tagesaktuellen Kampf ums Bessermachen sind. Nun haben die Abgehobensten von allen einen ganz konkreten Vorschlag: Wählt Tsipras. Dann schreibt an eurer Doktorarbeit weiter. So nimmt man Europa ernst. Ulrike Winkelmann

Contra

Auf keinen Fall. Es mag sein, dass der griechische Spitzenkandidat der europäischen Linken programmatisch gegen Armut und Krise zu bieten hat. Dass er für Linke unwählbar ist, erschließt sich aus dem Text des Global Intellectual Jet Set leicht.

Sie sprechen vom Weltkrieg (I. und II.), von drohender Apokalypse und einem "Scheideweg". Sprechender als das, was sie mitteilen, ist das, was sie verschweigen: das Erbe des Stalinismus, die völkische Totalität, den Holocaust.

Das sind Politiken, für die einer wie Tsipras nicht steht - und seine follower ebenso wenig: individuelle Freiheitsrechte, Minderheitenschutz, demokratische Teilhabe - und eine Wertehaltung, für die Freiheit schlechthin nicht gegen das Soziale ausspielbar ist.

Das Europa der EU hat, wie man beim russisch-ukrainischen Krieg erkennen kann, die Rolle einer Friedensstifterin ausgefüllt, und das tut sie seit ihrer Gründung. "Brüssel" - als Chiffre - hat kein Paradies begründet, sondern eine nicht perfekt funktionierende politische Union. Mit Macken, klar. Diese sind abstellbar. Kein Wunder, dass Millionen Menschen schon ihrer Bürgerrechte wegen gern zur EU gehören wollen. Sie sehen hier Zukunft, nicht Krise.

Diese EU als katastrophischfördernd zu bezeichnen, gehört zum Interpretations- und somit Geschäftsmodell der Tsipras-Edelfreunde: mehr biblisch inspirierte Mahner als echte libertäre Linke. Wollen sie diese Apokalypse? Ersehnen sie das Schlimmste, um in ihren Heilsprophezeiungen wärmer stahlbaden zu können? Jan Feddersen

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, Meinungs- und Inlandsredaktion, Wochenendmagazin taz mag, schließlich Kurator des taz lab und der taz Talks.. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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25 Kommentare

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  • Aber Herr Feddersen! Hat der transatlantische Führungsoffizier zu spät angerufen? Neuen Mobilcomputer zu Weihnachten bekommen? Ihr Text ist in jeder Hinsicht schlampig zusammengehuddelt.

  • Lieber Jan Feddersen, ich habe gerade gewählt, nein nicht die Linke, aber trotzdem: Dass Tsipras stehen soll für „das Erbe des Stalinismus, die völkische Totalität, den Holocaust“, erschließt sich mir nicht, zumal er in Italien, wo es eine nach ihm benannt Liste gibt, von Barbara Spinelli unterstützt wird (googlen Sie mal wer das ist, hiert wird kein Link akzeptiert), die ja nun wirklich nicht unter „Global Intellectual Jet Set“ subsumiert werden sollte.

  • Wie kann man sich die EU eigentlich so dermaßen schön reden? Die EU als "Friedensstifterin" in der Ukraine? Schon vergessen, womit dieser ganze Konflikt begann? Mit einem Assoziierungsaabkommen, das für die Ukraine einen solchen Sozialkahlschlag bedeutet hätte, dass Janukowitsch es gar nicht unterschreiben konnte! Die EU in dieser Rolle seit ihrer Gründung? Was ist mit all den US-Kriegen, die die EU-Staaten wenigstens politisch, wenn nicht gar bewaffnet unterstützt haben? Bei diesem systemimmanenten Hang zu Imperialismus und Weltordnungskriegen noch von "Macken" zu sprechen, das zeugt schon von entweder Naivität oder Dreistigkeit ...

  • Ach, Herr Feddersen. Irgendwie kann ich Sie nicht mehr ernst nehmen. Wenn sie nicht leider immer noch teilweise homophob wäre, würden Sie wohl in einen Trachtenjanker schlüpfen, in ein bayerisches Dorf ziehen, CSU wählen und sich und Ihre bornierte Selbstzufriedenheit genießen. Politische Argumente, die die Auseinandersetzung lohnen, bringen Sie nicht. Darauf muss ich also nicht eingehen; das nötige ist bereits gesagt. Trauerspiel, dass die einst linke taz explizit linke Positionen nur noch bringen kann, wenn sie diese mit einem, und sei es auch noch so dumpfen, "Contra" garniert. Dank an die bornierten Schwarz-Grün Freunde! Und natürlich erst recht: Tsipras for President - und dafür DIE LINKE wählen (auch wenn man nicht von allen Kandidat/innen der LINKEN begeistert sein mag)!

  • Ob es Sinn macht, Alexis Tsipras zum Kandidaten der Europäischen Linken zu machen, darüber kann gestritten werden, auch darüber, ob in dem Aufruf die Warnung vor den Folgen autoritärer Wirtschaftspolitik nicht allzu katastrophisch ausfällt.

    Jan Feddersens Kommentar ist dazu aber nicht geeignet. Er enthält keine Argumente, nicht einmal klare Aussagen, sondern gefällt sich in angedeuteten Diffamierungen, Rechthabereien und polemischen Fragezeichen: Alexis Tsipras Politik wird zum Erben des Holocaust, dieser zum Erben des Stalinismus und die Unterzeichner des Aufrufes (meines Wissens "Linke" die durchaus für verschiedene Positionen stehen), werden als "Tsipras-Edelfreunde", als "Global Intellectual Jet Set" in einen Sack gesteckt und diffamiert.

    Jan Feddersen dagegen weiß natürlich was "Linke" zu wählen haben, soweit sie echt sind, nämlich "echte libertäre Linke" sind: die "Zukunft" und natürlich "individuelle Freiheitsrechte".

    Wer sich so bemüht Andersdenkende zu dämonisieren, als "biblisch inspirierte Mahner", die das Schlimmste ersehnen nur "um in ihren Heilsprophezeiungen wärmer stahlbaden zu können", der braucht auch zur Sache nicht mehr zu sagen. Zum Beispiel dazu, was an der Meinung der Unterzeichner, die "Prinzipien der Freiheit, Gleichheit und Solidarität" auf einen "New Deal" zu gründen, denn soviel schlechter sein soll, als an der eigenen "Wertehaltung".

  • Von was für einem russisch-ukrainischen Krieg sprechen Sie Herr Feddersen? Sind mir da Nachrichten entgangen?

     

    Das Europa der EU ist Friedensstifterin seit Gründung?

     

    Jetzt wird es demagogisch...

     

    Sprechender als das, was Sie mitteilen, ist das, was Sie verschweigen:

     

    "EU verkauft mehr Waffen als die USA"

    http://www.sueddeutsche.de/politik/ruestungsexporte-eu-verkauft-mehr-waffen-als-die-usa-1.641715

  • Lieber Herr Feddersen, die meisten Menschen- Opfer hat immernoch der ungezähmte Kapitalismus gefordert. Oder gehen die Opfer des ersten und zweiten Weltkrieges etwa auf Stalins Konto? Ihnen würde ich eine solche Umdeutung zutrauen! Aber geschenkt! Mit Ihrer Behauptung: "Das Europa der EU hat, wie man beim russisch-ukrainischen Krieg erkennen kann, die Rolle einer Friedensstifterin ausgefüllt..." beweisen Sie erhebliche Inkompetenz. Es war der Punkt 7 des EU-Assozierungsvertrages der die Ukraine die jetzige Problemsituation gebracht hat. In besagtem Punkt ging es nämlich um millitärische Zusammenarbeit, die quasi einer Ehrenmitgliedschaft in der NATO gleichkommt. Bevor Sie sich selbst so übel schaden, hätten Sie vielleicht mal recherchieren sollen. Denn auf dieser Ebene reicht "der Tunnelblick des Schlagers" nicht.

  • @Irma Kreiten Es hilft ja nix, die „Stichworte deutsche Okkupation und griechische Kollaboration“ bzw. den im Artikel genannten Holocaust auf Syriza zu beziehen, bleibt einfach falsch. Der Weitung des europäischen Blickes ist es übrigens auch nicht abträglich, bestimmte Stichworte wie Okkupation und griechische Kollaboration den in der Mehrzahl griechischen Opfern nicht gleichrangig zu präsentieren, da Revisionismusverdacht. Auf die anderen von Ihnen genannten Themen bin ich übrigens nicht eingegangen, die haben nämlich überhaupt nichts mit der von mir geäußerten punktuellen Kritik im Bezug auf den Holocaust zu tun.

  • Die EU eine Friedensstifterin ???

     

    Das ist so daneben. Ich kann nicht mal darüber lachen, weil's traurig ist.

     

    Möge sich der taz-Journalist F. bitte weiterhin um so wichtige Dinge wie den Eurovision Song Contest kümmern...

    • @Summerhill:

      J. Feddersen- der hier natürlich unvermeidlich auch beurteilt werden soll, unter dem Eindruck seiner Kommentierungen zum Eurovision Song Contest- möchte wohl gerne mit von seiner eigenen, und überhaupt generell ausgerufenen Gefühlsbezauberung angetörnten geistigen Pirouetten nun auch hier, auf dem politischen Diskursfeld herumtänzeln. Klingt bei ihm alles nach irgendwie: Ach was fühl ich mich heute wieder als super patenter Typ neu beschwingt, und möchte jetzt alle anderen mal, mit meiner persönlichen Geistigen Frische bewusstseinserweiternd befassen, überzeugen und beglücken.

       

      Sein Aufruf „echte libertäre Linke“ klingt in seinem persönlichen Kontextduktus irgendwie, wie nach dem Wunsch einer endlich total durchschlagen sollenden Liberalisierung der eigenen Juchhuh- Körpergefühlswelt, so what. (z.B. sein:„ Freiheit schlechthin nicht gegen das Soziale ausspielen“ hat er hier verdächtig wenig, mit genaueren Zusammenhangserklärungen unterlegt.)

       

      Sein Befund: „Das Europa der EU hat, wie man beim russisch-ukrainischen Krieg erkennen kann, die Rolle einer Friedensstifterin ausgefüllt, und das tut sie seit ihrer Gründung“, ist haarsträubend und spricht in der Tat Bände über seinen Verstand, in Sachen Einschätzung von mitmenschlicher Gesamtverantwortung. Hinsichtlich eines sich legitimen Befassens damit, was „echte Linke“ in gesamtverantwortlich sich stehen sehender, tiefer gehender Empathie so auszeichnet, macht er nicht gerade einen insgesamt kompetenten Eindruck. Mit U. Winkelmann hätte ich zwar auch so meine identitätsstiftenden Schwierigkeiten. Würde mich in dieser Alternative aber doch lieber hinter ihrer Auffassung versammeln wollen, als hinter der von J. Feddersen.

      (N.B. Dessen vermurkste Wortspiel Erfindung: "wärmer stahlbaden", macht ihn auch nicht so besonders, ernst zu nehmender).

  • Komisch!

    Als ich wählen war, stand Herr Tsipras gar nicht auf meinem Wahlzettel. Den konnte ich also gar nicht wählen. Da standen neben solchen abschreckenden Personen wie McAllister, Schulz, Lambsdorff, Harms nur so Namen wie Zimmer und Ernst, die für eine weitere Einschränkung des Rechtes auf Rausch und Drogen im Europäischen Parlament schon gestimmt hatten und deshalb für mich unwählbar waren. (Mir ist zumindest nicht klar, wieso ich durch den Kauf von Menthol-Zigaretten in meinem niedersächsischen Kaff einen Jugendlichen in Sizilien oder in Lappland zum Rauchen verführen könnte.) Menschen also, die mehr Zentralismus wollen als dezentrale Entscheidungen.

    Wie auch Herr Feddersen, der mal wieder fordert: Freiheit für alle und Wohlstand für mich. In Europa hat es so lange keine Kriege gegeben wie ein Warschauer Pakt existierte. Die EU hat damit nix zu tun. Jugoslawien und die jetzige Situation in der Ukraine sollten Beweise sein. Was "individuelle Freiheit" bedeutet, kann eben jedes Individuum nur für sich entscheiden und kann nicht von einer multinationalen kapitalistischen Lobbyistenorganisation festgelegt werden.

    Auf meinem Wahlzettel standen nur zwei Namen, die mir wählbar vorkamen. Barbara Helm, die leider nicht Nr. 1 der Piraten war und somit schon sehr viele Stimmen bekommen müsste, um ins Parlament einzuziehen (Vorzugsstimmen sind bei dieser "demokratischen Wahl" zum EU-Parlament ja nicht möglich) und eben Martin Sonneborn.

    "Europa ist uns scheißegal". Klare Worte. So muss das sein.

  • Der? So? Wirklich?

    Nöööh, ich wähle Martin Sonneborn von der "Die PARTEI".

     

    Denn der ist endlich für die "Einführung der Faulenquote":

    Die PARTEI fordert die Besetzung von 17 Prozent der Führungspositionen in der europäischen Wirtschaft mit qualifizierten Faulen, Drückebergern und Müßiggängern. Breitflächige Versuche im Süden haben gezeigt, daß gezieltes Vorleben von Ineffektivität zu einem angenehmeren Arbeitsklima und entspannten Dasein führen kann. In Anlehnung an die umstrittene Frauenquote fordert Martin Sonneborn von "Die PARTEI", 20 oder 40 Prozent der 17 Prozent mit Frauen oder so zu besetzen.

     

    Quelle:

    http://www.tornante.pf-control.de/blog1/?p=18674

  • Mir geht die Instrumentalisierung aktueller politischer Vorgänge, (Wirtschafts)Krisen, neuer Grabenkämpfe und offener Fragen über das zukünftige Zusammenleben auf diesem Globus zunehmend auf den Geist, solange in der Politik NIEMAND einmal tatsächlich konkret erklärt, WIE er/sie z.B. dem drohenden (technischen) Totalitarismus KONKRET entgegen treten will. Und da ist es z.Zt. sch...egal, aus welchem Lager da wer tönt.

     

    Wie soll ich am 25. Mai jemanden wählen, wenn offensichtlich nichts anderes passiert, als dass sich Geschichte (bei stagnierender Unfähigkeit) wiederholt und die Verhaltensauffälligkeiten von links bis rechts seit Jahrzehnten die gleichen sind, wie bei Orwell's Animal's Farm?

     

    Man schaut betroffen,

    der Vorhang fällt

    und alle Fragen offen :)

  • Ein bisschen mehr Alexis Tsipras schadet Europa bestimmt nicht. Leute wie Feddersen kann ich nicht verstehen. Sie "kämpfen" gegen etwas, das eine geringe Bedeutung hat und wollen es im Keim ersticken. Wohin der neoliberale Kurs führte lässt sich in Europa besichtigen: rechstradikale Parteien sind im absoluten Vormarsch. Der Kern Europas ist von rechten Parteien umzingelt. Die EVP, die konservative Vereinigung in der sich Merkels CDU und die bayerische CSU tummeln gratulieren Orban (Ungarn) herzlich zu seinem Wahlsieg und unterstützen ihn nach Leibeskräften. Daneben Front National, Wilders, Jobbik, Ukip...Einen harten Konfrontationskurs mit Russland um vor den hausgemachten EU- Problemen abzulenken brauchen wir nun wirklich nicht. Als ob das an den russischen Verhältnissen etwas verbessern würde. Was die EU im Verbund mit den USA in der Ukraine fabrizierte ist grob fahrlässig und hat nur Chaos und Blutvergießen befördert. Erst mal vor der eigenen Türe kehren, dann auf Putin zeigen.

  • Sehr geehrter Herr Feddersen,

    leider verdrehen Sie die Tatsachen doch recht erheblich. Zitat: „was sie (Syriza) verschweigen: ...die völkische Totalität, den Holocaust“. Die völkische Totalität u. Holocaust insbesondere letzteres ist ein singuläres geschichtliches und jetzt kommt es deutsches (!) Verbrechen: was haben also griechische Sozialisten damit zu tun, außer das Griechenland Opfer durch die deutschen Nationalsozialisten wurde?!! Aber so haben Sie eine schöne (Schein-)Analogie geschaffen, die nur im deutsch-historischen Kontext verständlich ist: Sie unterstellen damit aus Ihrer deutschen Perspektive: Syriza = geschichtsvergessen = quasi Holocaustleugner und vielleicht doch faschistisch? Damit verneinen Sie die historische Erzählung Griechenlands und erheben Ihre Ignoranz zu einem europäischen Wert. Also Herr Feddersen, was gebiert der Schlaf der Vernunft noch gleich??

    • @Registriert:

      Wie wäre es, wenn Sie sich auch einmal ein wenig mit dem griechischen geschichtlichen Kontext auseinandersetzen, bevor Sie anderen unfundierte Kritik unterstellen? Stichworte deutsche Okkupation und griechische Kollaboration, Griechischer Bürgerkrieg, KKE-Spaltung und Verortung von Syriza in Bezug auf die moskautreue Linie. Und danach den Blick auf Europa weiten, da dieser programmatische Aufruf nun einmal gesamteuropäische Ambitionen hat...

  • Für mich gehen beide Stellungnahmen am eigentlichen Kernproblem vorbei. Man muß weder intellektuelle und politische Arbeit gegeneinander ausspielen noch die Fehler und Verbrechen des Westens gegen die des ehemaligen Ostblocks. Thema für mich ist, inwieweit hier im Schatten der duginschen Eurasienstrategie ein neuer Totalitarismus heranwächst, der linke und rechte Demokratiegegner, ressentimentbeladene Westler und ressentimentbeladene Ostler miteinander verbindet. Wie sind denn nun die Beziehungen zwischen Syriza-Dugin-Putin-Chrysi Avgi?

  • Ich betreibe keine Russlandverherlichung wie Teile der Linken, aber den Satz "Das Europa der EU hat, wie man beim russisch-ukrainischen Krieg erkennen kann, die Rolle einer Friedensstifterin ausgefüllt" kann doch keiner im Zusammenhang mit der Ukrainekrise ernst nehmen.

  • Lieber Herr Feddersen,

    schon richtig, daß für die sich selbst so nennende "Linke" die Freiheitsrechte nicht im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit stehen. Aber der Freiheit hilft man auch keinen Deut weiter, wenn man in einer tief gespaltenen Gesellschaft der einen Seite - auf der übrigens nicht nur wackere Freiheitskämpfer, sondern neben vielen anderen auch reine Faschisten stehen - vage Versprechungen macht. Damit vertiefen Brüssel und Bonn, CDU und Grüne nur die Spaltung, verhindern einen Ausgleich und entziehen der Freitheit jeden Boden.

    • D
      D.J.
      @Udo Riechmann:

      Wie? Freiheit hilft nicht gegen Faschismus? Darüber sollten Sie, denke ich, nochmals nachdenken.

      • @D.J.:

        Wenn Freiheit mehr als eine Phrase sein soll, ist sie in einer tief gespaltenen Gesellschaft erst in einem mühevollen Prozeß herzustellen. Den be-, wenn nicht verhindere ich, wenn ich einseitig eine Seite, auf der sich auch Faschisten befinden, einseitg unterstütze.

  • Über die Person und den Stil von Tsipras wage ich mir kein Urteil zu fällen, aber die Syriza ist definitiv ein spannendes Projekt, dessen Unterstützung für Linke zumindest überlegenswert sein sollte:

    http://www.akweb.de/ak_s/ak593/24.htm

    • @Rudeboy:

      Hoppla, falscher Link, sorry:

      Richtig ist:

      Die Welt verändern und die Macht übernehmen - Ein Wahlsieg von SYRIZA könnte Antworten auf das strategische Dilemma der Bewegungen geben

      http://www.akweb.de//ak_s/ak593/12.htm

  • Tsipras ist ein Demagoge und linker Reaktionär - der nämlich so tut, als könnte man in die Zeit des Hyper-Klientelismus zurückkehren, als auf Kosten der Entwicklung in GR aber auch der Steuerzahler in den EU-Transferzahlerländern sowie mittels hemmungsloser Verschuldung ein lächerlich ineffizienter und korrupter Staatsapparat alle autonome gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung behindert hat. Zum Glück gibt es mit neuen Parteien wie "To potami" inzwischen eine Alternative zu den Verursachern der griechischen Tragödie - zu denen die demagogische Linke à la Tsipras leider dazugehört.

  • Winkelmann: 1, Feddersen: 0

     

    Tsirpas ist einer der ganz wenigen Politiker, denen zuzutrauen ist, laut "Nein" zu sagen, zu der derzeitigen absurden und zu Massenverelendung führenden Politik in Brüssel, die zugleich die Vermögen der Habenden völlig unangetastet lässt. Und weil so viele Intellektuelle wissen, dass endlich jemand "Nein" sagen muss, hat er auch ihre Unterstützung!