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Europäer müssen Geld abgeben

■ Euro-Teilnehmer sollen 50 Milliarden Euro bei Europäischer Zentralbank hinterlegen. Über Verzinsung wird später entschieden

Frankfurt/Main (AP) – Sechs Monate vor dem Start der Währungsunion hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine erste geldpolitische Weichenstellung vorgenommen und mehr Budgetdisziplin der Euro-Telnehmerländer angemahnt. Wie EZB-Präsident Wim Duisenberg gestern erläuterte, führt die Bank 1999 ein System von Mindestreserven ein und tritt damit in die Fußstapfen der Deutschen Bundesbank. Zugleich müsse er mehreren Euro- Ländern bei der Konsolidierung ihrer öffentlichen Finanzen „die gelbe Karte“ zeigen.

Mit der Mindesterserve sollten die Geldmarktsteuerung verbessert und das Finanzsystem stabilisiert werden. Im Gegensatz zur Bundesbank erhielten die Geschäftsbanken aber für die Reserve Zinsen von der Notenbank. Der Umfang der Reserve soll zwischen 1,5 bis 2,5 Prozent der Verbindlichkeiten betragen, zu denen Einlagen, Schuldverschreibungen und Geldmarktpapiere gehören. Details will die EZB erst im November beschließen.

Duisenbergs Vize Christian Noyer betonte, daß damit aber nicht das System der Deutschen Bundesbank nachgebildet werde. Es habe im Rat auch keinen Kampf zwischen irgendwelchen Ländern gegeben. Die Bundesbank hatte sich deutlich für eine Mindestreserve ausgesprochen.

Scharfe Worte richtete Duisenberg nach der zweiten Ratssitzung der Bank an die Teilnehmerstaaten der Währungsunion. Die fiskalische Entwicklung in einigen Euro-Staaten gebe Anlaß zur Besorgnis, da die Haushalzsdefizite in den nächsten Jahren kaum weiter abgebaut würden. Angesichts der günstigen Konjunkturlage müsse aber jeder Haushaltsüberschuß zum Schuldenabbau genutzt werden. Vor allem Italien und Irland müßten mehr sparen.

Duisenberg unterstrich, daß die Konjunktur im Euroraum auf gutem Wege sei, bei gleichzeitig niedriger Inflation. Motor des Wirtschaftswachstums werde dabei zunehmend die Binnennachfrage. Das Geldmengenwachstum habe EU-weit bei sechs Prozent im April gelegen und sei im Mai nicht weiter gewachsen. Der EZB-Rat habe beschlossen, daß die elf Euro- Teilnehmerländer Anfang kommenden Jahres insgesamt 50 Milliarden Euro der Bank übertragen sollen. Diese Währungsreserven bestehen zu 15 Prozent aus Gold und zu 85 Prozent aus Fremdwährungen.

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