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Archiv-Artikel

Euphorie in Schwarz

Feier- und Katerstimmung im CCH: Die CDU ist siegestrunken, die GAL freut sich verhalten, für die SPD ist das Ergebnis immerhin „nicht katastrophal“. Sprachlosigkeit bei FDP und Offensive, und Ronald Schill verabschiedet sich nach Südamerika

von Peter Ahrens

Die Christdemokraten wussten es schon ein paar Minuten vorher. Noch bevor die erste Prognose um 18 Uhr über den Bildschirm kam, stimmte der scheidende CDU-Parlamentsrabauke Karl-Heinz Ehlers ein „Gleich geht‘s los“ an, und Fraktionskollege Karl-Heinz Warnholz übte sich in „Ole, Ole“-Gesängen. Die CDU ist seit gestern Abend siegesbesoffen: Bürgermeister Ole von Beust ist der große Gewinner. Steigerungsraten von 21 Prozent im Vergleich zum Wahlgang von 2001 und die errungene absolute Mehrheit sorgten dafür, dass im CCH nur eine Partei feierte.

GAL-Spitzenkandidatin Christa Goetsch hatte zwar „dreimal Anlass zur Freude“, indem sie den Abgang von FDP und Schill-Parteien aus dem Parlament würdigte und das eigene Ergebnis von 12,7 Prozent erfreut zur Kenntnis nehmen konnte. Doch letztlich wird auch die GAL weiterhin Opposition betreiben müssen. Krista Sager, grüne Fraktionschefin im Bundestag, musste lakonisch feststellen: „Das Konzept der CDU scheint gelungen zu sein, nur auf Ole von Beust zu setzen.“ Immerhin könne der Bürgermeister „jetzt keine Verantwortung mehr auf andere abschieben“.

Auf die FDP zum Beispiel, bei der schon kurz nach 18 Uhr Grabesstimmung herrschte. Während nebenan im Raum der Christdemokraten Jubelgesänge ertönten, hatten sich die verbliebenen Freidemokraten sofort verdrückt. Spitzenkandidat Reinhard Soltau machte erst eine Stunde nach den ersten Resultaten seiner Enttäuschung Luft: „Es war eine reine Persönlichkeitswahl, da hatten wir keine Chance.“ Es blieben 2,9 Prozent im Jammertal.

Für die SPD, die über sechs Prozent einbüßte und bis zuletzt noch vage Hoffnungen auf einen Machtwechsel hegte, war klar, wem die Schuld an der Wahlniederlage zuzuschreiben sei. Er wolle zwar „nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen“, so Bundestagsabgeordneter Hans-Ulrich Klose, aber Praxisgebühr und Agenda 2010 seien die Themen gewesen, die der SPD im Lande das Leben schwer gemacht hätten. „Es ist eine Niederlage, aber kein katastrophales Ergebnis“, sagte der Spitzenkandidat Thomas Mirow. Seine Rolle in der Hamburger Politik sei damit beendet.

Dagegen scheint von Beusts Rolle in der CDU nun erst recht an Gewicht zuzunehmen. Er habe im Wahlkampf auch „eine hohe Sympathie gegenüber meiner Person gespürt“, sagte der Bürgermeister. Ehlers sagte es knapper: „Das haben wir dem Ole zu verdanken.“

Um ein paar andere kümmerte sich von den 1.400 akkreditierten Journalisten fast niemand. Die Vertreter der Partei Rechtsstaatlicher Offensive um Spitzenmann Dirk Nockemann spielten mit 0,3 Prozent keine Rolle mehr. Nach ersten Prognosen lag die Offensive mit 188 Stimmen hinter Einzelkandidat Olivia Jones mit 5148 Stimmen. Ob Nockemann künftig sein Heil in der CDU suchen werde, wie es mehrfach hieß, wollte er gestern abend nicht sagen.

Die Medientraube kümmerte sich lieber um Nockemanns ehemaligen Weggefährten Ronald Schill. Der Ex-Innensenator blieb mit 3,5 Prozent deutlich unter den eigenen Erwartungen. Für den Parteigründer ist „das Thema Politik jetzt erledigt“. Er werde, so kündigte er an, „wenn ich hier offenbar nichts mehr verändern kann, das Land verlassen“, wahrscheinlich „nach Uruguay“. Bei dieser Nachricht regte sich bei den Sozialdemokraten im Saal doch noch einmal Beifall.