: Eugens Kampf gegen den Flaschenhals
■ Plan der Baubehörde: In der Stresemannstraße sollen Bustrasse und Tempo-30-Zone zum Teil wieder beseitigt werden
sollen Bustrasse und Tempo-30-Zone zum Teil wieder beseitigt werden
Die Pläne für eine endgültige Lösung der Verkehrsprobleme in der Stresemannstraße scheinen immer mehr zur „Geheimen Kommandosache Eugen Wagner“ zu verkommen: Kürzlich erklärte der Bausenator in trauter SPD-Runde, der „Flaschenhals“ müsse weg — gemeint waren die Fahrbahnverengung durch die Bustrasse sowie die Tempo-30-Zone. Tags darauf dementierte Wagner diese Äußerung. Nunmehr präsentierte der von der Baubehörde beauftragte Gutachter in kleiner Runde sein Verkehrskonzept, und wieder folgt prompt das Dementi aus der Baubehehörde. Sprecher Jürgen Asmussen: „Ein Gutachten liegt nicht vor.“
Nach taz-Informationen gibt es das Gutachten aber doch — und das sieht Folgendes vor: Die Busspur vom Pferdemarkt stadtauswärts soll künftig an der Bernstorffstraße enden. An dieser Kreuzung war im August vergangenen Jahres die neunjährige Nicola Seher von einem LKW überrollt und getötet worden — der Auslöser für wochenlange Proteste mit dem Resultat einer notdürftigen Verkehrsberuhigung (Busspur, Tempo 30). Zwischen Bernstorffstraße und Missundestraße, so der Gutachterplan, soll dann die Stresemannstraße auf eine Fahrspur zurückgebaut, die Fußgängerwege verbreitert und an der Seite Parkbuchten eingerichtet werden. Im Gegenzug darf die Autolobby aufs Gaspedal drücken — also wieder Tempo 50! Und das war's dann auch schon. Vom „Phantom der Oper“ an heißt es dann wieder „Freie Fahrt“ für die Blechkarossen, vierspurig natürlich.
Beim Hamburger Verkehrsverbund hat dieser Plan Entsetzen ausgelöst, dort fühlt man sich von dem Gutachten „düpiert“, wie inoffiziell zu hören ist. Hatten sich die VertreterInnen des Öffentlichen Nahverkehrs doch insgeheim Hoffnungen gemacht, daß künftig entlang der ganzen Stresemannstraße — vom Neuen Pferdemarkt bis zum Bahrenfelder Markt — eine Busspur eingerichtet werde.
Auch bei der Stesemannstraßen- Initiative herrscht Empörung. Kurt Schröter, Sprecher der Initiative: „Durch die Planung wird die Stresemannstraße weiter als Hauptverkehrsstraße für den Schwerlastverkehr erhalten.“ Und: „Unter der unfallträchtigen Sternbrücke dürfen die Autos wieder ungebremst durchfahren.“
1Gerade im Hinblick auf die Gefahrguttransporte krausen sich den AnwohnerInnen die Nackenhaare. Denn viele der täglich 6000 LKWs, die über den Stresemannstraßenas-
1phalt rollen, sind wahre Zeitbomben. Der Vorwurf der Ini: „Bei der Verkehrszählung sind Gefahrguttransporte überhaupt nicht berücksichtigt worden.“ Die Initiative for-
1dert von Bausenator Eugen Wagner die Offenlegung des Gutachtens, damit darüber schnell eine öffentliche Debatte beginnen kann.
Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen